Freitag, 2. Dezember 2022

Bürger Kunde 2007


Anruf:

Hier X. Ich bin Kunde der Kreisverwaltung und hätte gern Auskunft über meinen Bauantrag.

- Ich verkaufe nichts...

Anruf:

Hier X. Ich bin Geschäftspartner der
Kreisverwaltung und hätte gern Auskunft über meinen Bauantrag.

- Unsere Geschäftsbeziehungen sind beendet.

***

Wird der Bürger als König Kunde hochgelobt, sollte er darauf achten, dass ihm niemand die Krone vom
Kopf schlägt, weil er kein Geld hat.

Aus der Ideologie der geizgeilen
Staatsausschlachter vernehme ich auch so eine Vorstellung von Geschäftspartnerschaft zwischen
Verwaltung und Verwaltetem. Im Ernst betrachten gerade die ideologisierten Verschlanker, Auslagerer, Synergiegewinnler etwa Arbeitslose nicht als achtbare sondern als lästige Geschäftspartner, von denen man sich lösen sollte.

Wie damals in unseren linksideologischen Zeiten ist
auch in diesen der mit FleiB betriebenen Verelendung der Begriff des Bürgers, des mir gleich werten und höflich zu behandelnden Nachbarn, dem die Gemeinschaft der Nachbarn in Zeiten der Not selbstverständlich hilft, statt über seine Habseligkeiten herzufallen, der herrschenden ideologischen
Verblendung ein Dorn im Auge.

Lasst uns um Bürgerrechte kämpfen,  gegen die Vermarktung zum Kunden, Geschäftsfreund, den man nur unter der Voraussetzung vorhandener Mittel schätzt. 

Die Verwaltung hat nichts zu
verkaufen, noch Angebote zu machen, sondem das ihr vom Bürger anvertraute Recht des Vertrauens
würdig und in achtungsvoller Form eben dem Bürger gut verwaltet wieder zurück zu geben.

aus Polittagebuch 
Wachowski 05.01.07

Mittwoch, 3. August 2022

Schopenhauer Heidegger 1990

Schopenhauer-Gesellschaft e.V. Frankfurt

Der Präsident

18. Mai 1990

Herrn
Klaus Wachowski
Kurfürstenstr. 31
6508 Alzey

Lieber Herr Wachowski,
besten Dank für die Zusendung Ihres profunden Laserbriefes,
der ganz in meinem Sinne ist. Da Sie Schopenhauer und Heidegger ansprechen, würde ich mich freuen, wenn Sie tatsächlich an unserer
Diskussion im September teilnehmen
würden Ich suche zur Zeit noch einen Heideggerianer, damit win: eine hitzige Debatte bekommen.
Beste Grüße und Wünsche
Ihr
(Prof. Dr. Rudolf Malter)

Montag, 13. Juni 2022

Pfingsten 2009

Gedankenspiele

Pfingsten

"Extase ergriff sie alle."

Eben das ist ja das Pfingstproblem. Muß man denn vor lauter Heilig Geist den Verstand verlieren?

In der Kirche wird zuviel Musik gemacht und zu wenig nachgedacht. Das höre ich einen Mann sagen, der sich den Kopf zerbricht, wo die Angst vor dem Tod sich sonst an Spiritualität besäuft. Nein: er meditiert auch nicht, übergibt sein wertvolles Selbst nicht an das Vergessen. Er fragt die einstürzenden Hoffnungen nach dem Sinn, die fallenden Menschen nach ihrer Meinung. So zeugt auch Vernunft sich fort in Vernunft, überlässt der Extase das Fest und die Freude auf den Galgenbergen.

Und geht zum Forum oder unter die Säulen, Menschen zu treffen. Ist das da nicht Gott, der da auf sie zu kommt?

*

Athmosphäre Hans im Glück

Ein sonnenbestrahlter blauer Ball. Sieben Jahre schuften für eine Sau. Daraus eine Kuh mit Goldklumpen. Leben und Lachen im Sommer.

Der Neid des Dorfes in flüsterndem Zischen, die Schadenfreude im schallenden Gelächter.

Unbekümmerte Freude vorm Spiegel Erinnerung. Die Hand am Po des Glücks, der Verstand im Schatten eines Kuhstalls.

Schau: die Bank vor dem Haus des Mütterchens, das Herz im ewigen Kind unter der ewigen Sonne.

Worüber lacht Ihr? Er hat alles behalten. Und was er verloren hat, war nichts als Nichts von den Quellen der Mühseligkeit.

Gewinn durch Verlust. Aus dem Gefängnis des Handelns in die Freiheit des Seins.

*

Der esoterische Engel hat mächtig angesetzt. Sie hat inzwischen das Format einer Urmutter. Am Cafe´ Hysterie sitzt derweilen der sitzen gebliebene Teenager aus den 60ern und wartet auf den Helden im Pilotenhemd. Zwei Singles im Schwarzen und high heeled spekulieren eher auf Waschbrettbauch mit kochkünstlerischen Fähigkeiten.

Eine Stadtratte ist aus den verschwitzten Decken von Erinnerungen gekrochen und schaut sich um. Rechteckige Kinnlade, gewaltiges Gähnen aus gelben und roten Pusteln. Er späht nach Beute.

Der Schatten eines herein fliegenden Raben verdunkelt für ein Staunen lang die golden bestrahlte Wand eines Mittelalterhauses.

Ein alter Intellektueller aus Aleppo liest in einem stinklangweiligen Lehrbuch, um diese Sprache zu lernen. So lernt man doch überall das Gleiche, ohne  je zu verstehen. Wenn Du erst einmal in ihrer Sprache singen kannst, verjagen auch die Dich.

*

Das von Grau unterlegte Blau des blühenden Weizens, das Sonne leuchtende Grün der Gerste. Der Wind wirft eine handvoll Staub in die Luft. Oben das Bild von Himmelblau in Wolkenweiß. Es riecht nach Holunderblüte und E 605.

Ein Winzer hat blau-lila Bienenweide in jede zweite Zeile gesät. Es müssen Tausende von Bienen sein, die hier unter Blütentrauben und Schatten vom Blatt die Luft summen lassen.

Und Steine sind da und holpernder Weg. Der kreisende Schatten der Windräder.- Im Hohlweg öffnet die Erde ihre Schamlippen von rotem Sand. Wespen und große Nager haben Höhlen hineingegraben. Die Wanderer werden über ein strammes Betonpflaster hindurch geführt zum nächsten Kaffee mit Kuchen oder zum besoffenen Vergessen. Frohe Erwartung, dem Alltag zu entkommen in allen Herzen und Phantasien. Auch der Hase freut sich unter der Sonne, der Bussard über dem Hasen.

Bewahre diese Münze gut, den Fährmann zu bezahlen.

*

Ja, was machen denn diese Gemütsbacken mit meinem Schneewittchen! Und sie singt mit und schunkelt Heimat und Rumtata!

Ich habe den Drachen getötet, den Magier in die Klinik und die Stiefmutter in die Wüste geschickt. Und ich habe sie ohne Mitgift und unter Beleidigung meiner Freunde geheiratet.

Da kugelt sie sich mit den Karrierezwergen der Literatur im Poetry-Schlamm, dass mir ganz Strindberg wird.

Ich schlage die Tür hinter mir zu. Schneeflocken fallen aus meiner neuen Einsamkeit in das Märchen Leben.

*

Jede Ideologie braucht für ihre Lüge eine Wahrheit.

Story of Isaac (Leonard Cohen): A scheme is not a vision...

Der Spießer, der sich für nichts interessiert, ist der Mitläufer, der jeder  Ideologie jede Unmenschlichkeit ermöglicht. Sein Gegenpol ist auch der Mensch, der nichts als im Frieden leben möchte und von jedem Übergriff beunruhigt ist und dennoch aufmerksam.

Als Abraham ins Zimmer tritt, um seinen Sohn zum Schlachtopfer zu holen, verdunkelt sich der Himmel.

Elender Priester, Lump von der Ideologie: Du besudelst das Wort mit Taten. Du glaubst, weil Du es hören durftest, dürftest Du eine Botschaft daraus drehen. Schließlich glaubst Du den Tod. Es gibt keinen Gott, der solche Opfer wollte!

Er hat vielleicht zu Dir gesprochen. Du hast nicht zugehört.

*

Schock

Vor dem Grauen des Todes kannst Du Dich anläßlich eines Verbrechens schützen, indem Du die Verfolgung der Täter kommentierst. Der Hass hebt das Gefühl der Ohnmacht auf, die Bestrafung den Triumph des Täters.

Vor dem Grauen des Unglücks gibt es keine Rettung vor der Ohnmacht durch Handeln. Und auch im Gefühl der Ohnmacht wirst Du dem Verunglückten nicht gerecht, nur Dir.

Mitleiden - über Leiden – stellt die Verbindung zum Opfer wieder her: gefühlte Gleichheit bewirkt Betroffenheit und Zugehörigkeit. Verbrechen oder Unglück haben diesen Menschen aus der Bindung zwischen Menschen und zwischen Mensch und Welt gerissen.

Er ist allein mit sich und dem Nichts. Mitleid ermöglicht, dass er die Welt wieder vertrauend berührt. Auch hier gilt scheinbar: Im Anfang war das Wort. Es hatte den Namen Berührung.

Wie hohl und voll Elend der Einsamkeit schallt das Lachen des Zarathustra über die sterile, verbrannte Erde des Ich.

*

Ideologie

Ein Bild der Welt zur Ermordung der Welt nutzen.

Du sollst Dir kein Bildnis machen.

Die Götzen heißen: Kapitalismus, Nazismus, Kommunismus, Rassismus, Fundamentalismus. Man wird weitere finden.

Der reine Mensch, der große, der neue Mensch?!-

Es genügt doch Nachbar und Nachbarin: nicht der Liebste: der Nächste! Wenn Du dem Nächsten nicht vertrauen kannst, wie willst Du Dir vertrauen können?

Mach Dir kein Bild von Deinem Nachbarn. Rede mit ihm, hörend.

Was denn die Welt ist, wird sich erschließen, wenn sie Erinnerung wurde.

*

ZEN

Ein redundanter Parameter,

das Wahlversprechen des als Partei verkleideten Seniorenbeirats,

eine Schneckenspur im Aszendenten Deines Horoskops,

eine Hieroglyphe des Straßenverkehrsamts,

Test eines Dichters auf Gebrauchsspuren.

Was lernen wir daraus über Gott?

Was lernt er daraus über uns?

Eine Holunderblüte zum ersten Schrei,

einen Wodka zum letzten Seufzer,

Choräle, Bilanzen, Lottogewinne,

ein angestrengtes Powackeln im Kostüm,

ein Einfallen aufgepumpter Muskelgruppen,

eine Fußgängerzone des Marasmus,

ein Gedankenfalten in der Wüste eines Kultursommers.

Und die Krawattennadel: ist sie ganz ohne Bedeutung des venezianischen Karneval? Die Kiefer des Fastnachters mahlen eine politische Botschaft. Heimat, ganz heiß, spritzt Bratenfett.

Zen zu Blues.

*

„Doch nicht nur die Literaturwissenschaft hat versucht, diskursanalytischen Anschluss an die empirische Psychologie zu gewinnen…“

Wer denkt da nicht an Bratwurst-Füllsel, typisch kontextualistische Pommes-Frites-Spritzer oder epochal verortete Mozart-Kugeln?

Foucoult oder Frizl: Wenn die Blätter grau und trocken in den Sinkkasten geschwemmt werden, hält nichts den Regen in Deinen Empfindungen auf. Diskursanalytisch gesprochen geht Dir dann das Wissen, das Einbohren in die entferntesten Winkel des Kulturarchivs, wie selbst die Hamburger sagen: am Arsch vorbei.

Aber es hat seinen Wert. Wie Sand am Strand des Ozeans Langeweile. Allemal fester als Wasser und ein Irgendwie in der bizarren Form seiner Einförmigkeit. Ein Wind weht ein anderes Irgendwas daraus. Schau Dir diese Körnchen an! Reste literarischer Berge und Abfallhalden. Es knirscht. Aber es fühlt sich noch warm und weich an. Wie Materie.

*

Ja, ich fürchte um meine Geißlein.

Die jungen Wölfe sind aus ihren Winkeln hervorgekrochen und grinsen und heulen in der entleerten Fußgängerzone. Glatze oder Kopftuch, Tattoo oder Goldkette, sie ertränken Deine Freiheit im Sixpack und ihr Hiphop schlägt Dich in ihre Sklaverei.

Sie haben keine Kreide gefressen. Sie wissen, dass Deine Nachbarn abwiegeln und weg sehen. Sie heulen zur Jagd. Und die Alten zwinkern dazu gebildet. Ab nach Pisa, kleiner Amok. Du wirst schon noch Erfolg haben als Leader.

Was wohl geschieht, wenn das siebte Geißlein den Jäger auf der 110 zu erreichen versucht?

*

Marasmus, Perplexität, Redundanz

Ich streue die Worte in die Seiten der Zeitung. Sie wachsen, blühen auf und bringen die Akademie zu allergischen Hustenanfällen. Die Intellektuellen atmen auf: Etwas zum Gedanken lassen.

Das Kabarett springt auf die Bühne. Lach!

Heimat, Festival, Event. Dicke lauwarme Tropfen von Wir-Gefühl regnen in die Blätter. Die Zeitung lappt. Die Kultur pappt zu grauen Würsten von Pappmache´ zusammen.

Die Sehnsucht nach dem großen Staunen kippt um in die Lust - auf Lust tötendes Schunkeln.

Ich suche nach der alten Schachtel Phallokratie, Strukturalismus und Fluxus underground, für das nächste Jahr.

*

Zwei Bücher

So kriegt man jede Frau rum.

Während dessen ließen sich von ferne die Waldhörner vernehmen.

Schön ist das Leben eines Taugenichts.

Während ich hier schreibe, muss er sich bei der schönen Freundin an den Tisch voll Wein und Früchten setzen und vom Morgen bis zum Abend unterhaltsame Gespräche führen. Dann mal die Geige raus und Schönes gefiedelt. Es ist so schön, und die Natur zwinkert schöne Sonnenuntergänge dazu: ich glaube nicht, dass da Einer ist, der es wagt, dazwischen zu lachen.

Ich beginne langsam zu vergessen, warum man jede Frau rumkriegen soll. Dem Taugenichts werden sie Waldhörner aufsetzen.

Vielleicht aber wäre das so schöne Schön auch etwas für mich gewesen, statt darüber zu schreiben. Wer hat mich bloß rumgekriegt?


*

Wir vereinbaren, in sieben Jahren eine Weltreise zu unternehmen. Morgen bin ich tot. Eben das sage ich möglicherweise auch in sieben Jahren, wie ich es schon vierzig Jahre lang denke.

Derweilen rauscht der Brunnen kommunal, die Einkaufstaschen füllen sich, die Nasen erschnuppern das Fest, die Augen saugen sich an verbotenen, Lust glitzernden, Kurven fest, die Gedanken kapitulieren vor der Sintflut.

Das lassen wir schön mal sein. Aber eine Sitzung in der Kirche wäre jetzt auch nicht der Weg zur Erlösung.

Ein Weingut liegt mitten im Alltag. Die Winzerin hat sich einen Garten angelegt. Eine Gruppe von Künstlern aus Simbabwe stellt ihre Betrachtungen der Menschengestalt aus.

Was sehen wir?

Was sehen wir anders?

Vielleicht bin ich morgen tot.

Jetzt lebe ich.

*

Wir sitzen und reden. Eine Zigarre Erinnerungen an Cuba. Wie wollen wir es halten mit uns?

Ich sehe Freiheit in Deinen Augen. Ich höre Vertrauen in Deiner Stimme. Da sind Liebe und Lust auf Leben.

Was sage ich? Ich achte nicht darauf. Es muß der Versuch einer Antwort sein, etwas vom Willen der Begegnung.

Ich nehme einen Zug. Vermutlich verengen sich meine Augen zu Schlitzen, als dächte ich scharf nach. Ich versuche dies alles hier zu begreifen.

Halte diesen Augenblick an! Der seltene Augenblick des Wortes. Der Berührung...

 

 

 

 

*

Zeit verwandeln

Du bist aus Nigeria, yes I love Germany, und verkaufst mir ein Ruck-Zuck zu zwei Euro. Ludwig Steinbach beschreibt mal schrill, mal sonor, die Welt als blutigen Gedankenraum, sagt das Feuilleton.

Er meint Hamlet. Ich sehe yes I love Germany im Napoli des Berlusconi. In den Gittern des europäischen Käfigs.

Ich frage nicht nach den blutigen Räumen Afrikas, Du fragst nicht nach dem Terror in Europas Straßen. Die Sonne lacht. Du gibst mir das Gummi-Ding, ich Dir den Zweier.

Buon Giorno! Da ist etwas Zerbrechliches zwischen uns. Va bene.

*

Der Professor Bhuddist überwindet die Gier nach Dasein und Dauer.

Mein Leben bleibt Twist and Shout eines unbelehrbaren Protestanten, reformiert und Rock n Roll der fallenden, nach schwellenden Lippen lechzenden Seele, die irgendwo zwischen den Beinen sitzt und im vorderen Hirnlappen philosophiert.

Auch ich hatte eine buddhistische Phase, in der ich nach Auflösung des Rätsels im Nichtsein suchte. Ich fand diesen armen Kerl, den sie Körper nennen, und den sie ans Kreuz schlugen, als er Liebe sagte. Eine Hure salbte er.

*


*

Hausarrest

Da spürst Du die Wut des Spießers.

Wie spricht man Kerle an, denen das Leben der Menschen gleichgültig ist, wo sie Ihnen im Weg sind?

Die andere Schirmmütze marschiert über den Platz des brutalen Friedens, die andere lächelt über die Meldungen des Seismographen, der die Explosion der Atombombe bestätigt. Und übrigens: High, Syria!

Es wird kein gewaltiger Fortschritt sein, wenn die Schirmmützen weggeworfen und Krawatten umgebunden werden. Wenn die Intellektuellen in den Cafe´s durch patrollierende Glatzen ruhig gestellt werden. Aber Aung wird aus der Haustür treten und von der Luft einer künftigen Freiheit atmen können.

Und Krawatten, Schirmmützen, Glatzen und Bärte werden nicht mehr fragen: Ja, was willst Du denn?

*

Zu oft bin ich zu weit vom Leben entfernt. Dankbar betrachte ich die Lieben und die Freunde, die trotzdem an mir festhalten.

Was hält mich davon ab, zurück zu springen in den Leben sprühenden Verkehr Napolis?

Die Sehnsucht und die Erinnerung des Pasolini und Robert Walser, der Virginia Woolf und Anne Sexton und vielleicht auch die von Dir, die Du so gut im Griff hast -wie sollte man sonst leben können?-.

Du hast Recht: mein Leben ist auf eine andere Weise aber nicht weniger lebensgefährlich als Deines. Laß uns in gegenseitiger Schätzung durch Skylla und Charybdis fahren. Die Segel hoch! Und die Hoffnung!

Klaus Wachowski Juni 2009*

Samstag, 9. April 2022

Januar 09

Eine Vernissage voll von daneben geschossenen Pfeilen der Sehnsucht. 

Eine Buchmesse von zu kurz gesprungenen Hoffnungen, die deprimiert mit Ruhm Vorlieb nehmen. 

Ein Waggon von Leserinnen preisgekrönter Langeweile. Kinder, die mitten im Abitur träumen bleiben. 

Ja sogar im Dialektgurgeln des Heimatschwitz öffnet sich manchmal ein Schweigen von Stern.

Klaus Wachowski 18.01.09

Samstag, 29. Januar 2022

Schwimmen 1996

Ich betrachte die Bewegungen der Schwimmer, die im Gegenlicht ihre Bahnen drehen. Von links nach rechts. Umdrehen, und von rechts nach links. Glänzende Körper, glitzernde Wellen. Auf der durchpflügten Oberfläche schwanken Schatten auf Blau. Was unter der Oberfläche sichtbar ist, Körper, Flossen und Luftkissen wird von blauen Lampen angestrahlt und verfremdet. 

Jemand, der oder die von drückenden Gefühlen belastet war, hatte mich beleidigt. 

Ja: So bin ich zwar nicht, aber ich redete und handelte so. Man, frau kann es wirklich so sehen oder fühlen. 
Ich bin wieder im Gleichgewicht, weiß, daß es so in guter Ordnung war. Was ich tun kann, ist, jene Person, die ich auf meiner Seite glaubte, nicht mehr anzusprechen. Sie empfand es als anfassen, übergriffig.
So laßunsere Wege wieder auseinander gehn. Die Welt, dass Leben ist weit. Der Sterling singt sein Lied von einem anderen Zweig in einen anderen Garten. Bis der Winter oder der Falke  kommt. 
Wer sich der Abend senkt, betrachte ich die Bewegungen der Schwimmer im blauen Leuchten. Ein Becken voll Ehrgeiz, aber auch von in sich bewegten Leben und einiger Sehnsucht auf Glück bewegt.    29.1.96