Sonntag, 13. Oktober 2019

Aus 2012 Notizen

Verführung der Sinne bei nächtlicher Weinromantik. Für Mord fehlen die Merkmale

Walsch ist tot. Zeit für die Pensionierung

Ein Patient zum Träumen

Freier Markt oder freier Marx? Staat als Big Mama oder Volk als Big Brother. Wellnesszone oder Erschlaffungsland

Archaischer Sieg beim Songcontest

Knilche im SWR, Strumpfforscher Dr. Lakkaloo.

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Beim Arzt 2013

Textfragment


Dr. Smirc beim Arzt

In der Praxis meines Arztes dreht ein Sekundenzeiger seine Runden.  Eine kleine Biegung im Metall, durch einen Sturz, ein Knicken, ungeschicktes Putzen verursacht, krazt leicht von Innen am Glas. So entstand durch Tausende, Hunderttausende? von Umdrehungen eine ideale Kreislinie in Weiß. Das Wunder der Unvollkommenheit im Revier des Heils.

Ich stelle verschiedene Überlegungen an. Ob der Widerstand, der vom Glas aus auf den Zeiger wirkt die Zeit verlangsamt? Dann hätten wir einen Geschwindigkeitsvorteil beim Rennen auf das Grab zu. Mein Arzt müßte mir weniger Beratungsminuten abrechnen und sich nicht so lange über X ärgern, dessen Arbeit er mal wieder mit machen muß.

Aus dem Wartezimmer für Kassenpatienten des Todes ruft E an. Sie hat eine wichtige Mitteilung über ihren selischen Zustand…..

30.8.13

Montag, 7. Oktober 2019

Die Ritalin-Arena 2014

In der Ritalin-Arena 2014
---------    aus verstreuten Notizen, Plänen, Misshören
Zuhörerinnen lächeln wissend. Lebensraumgutachten in der Erlebnisschule. Zugzwang am Rosenmontag. Nicht nur Gemälde, auch Pretiosen im Hundelabyrinth Framersheim
Regeln für Selbstabzocke verschärft.
Blick ins Erdinnere. Luppitersäule der Zeitung.
Leuchttürme im Meer der Texte aufschneiden
Gottes, äh Marxens Wort in PDF.
Insolvenzschwärzer...
Im ganzen Gau hat man nur ein Gefühl...
Die Natur als Gott...
Verdacht auf illegales Glücksspiel, Drogenhandel und Restitution...
Potenzfahrschule mit indischen Seminaristen...
Respekt als Wort der Gewalt. Der Befehl "Achtung" heißt "Respekt"!
Wieso soll im Anfang das Chaos gewesen sein? Es gab keinen Anfang! Gab es je die vollkommene Unordnung? Warum soll nicht umgekehrt "im Anfang" vollkommene Harmonie geherrscht haben?
Was der Schredder 2000 vernichtete...
Obdachlose Labyrinthgänger. Ebenfalls gesellschaftliche und kulturelle Missstände thematisieren, kraftvoll und poetisch Lust wecken, Wandel aufzeigen.
Kusel: die Einsamkeit in traurigen architektonischen Versuchen.
Schmoll-Talk der Alten: Gespräche mit Klassenkameraden vom Gymnasium im Verhältnis zu denen von der Volksschule. Was habe ich erreicht und - verloren?
Ich traf einem alten Freund. Der war noch vom in der narzisstischen Phase. Heute frage ich mich: war ich auf Narzissten geprägt? Als Narziss?
Verhört: Breiviks Feuchtgebiete im Theater...
Willkürliche Auswahl von Menschen, um sie dem gesammelten Hass aus den Familien zu opfern.
Schmunzelspende für Playboy-Häschen. Sisi auf Schulturnhöhe.
Die wichtigste Eigenschaft des Literaten: Hartnäckigkeit...
Provinzrecherche
Kur: X macht sich fit fürs Sterben
Rätselhafter Gefühlskosmos im Reichenghetto
Lesung, Action, Video
Spoken Poet Andy Stauß, Gast beim Landkartoffel-Schmaus
Absacker und das Wort Gottes aus dem Internet. Ein frisch gepresstes Bier in Marbach. Wer ist wer im Who is Who?
Eine zweifelhafte Tee- Enttäuschung
Ich- Germanen vom Planeten der Primaten und Pointen.
Historische Schwabbelarchitektur, literarischer Topfnudeltee vom Qualitätsmetzger.
Die Kotzschablone vom Dschungelcamp
Sarrazin: nicht immer ist die Frage wichtig, ob man denkt. Manchmal ist wichtiger, womit...
Hier kann man den Künstler und Erfolgsmenschen erleben...
Tag der offenen Tür zum Teufel
Wie das Nichtstun lohnt, wie trocken sie die Socken rocken...
Eine ur-rheinhessische Schnauzer-Skulptur... Könnte auch schwäbsch, badensisch, preubayrisch sein. Stets weiches Herz in hartem Kern
Beim Anblick von Mörickes Fensterladen:

Leute, die aus dem Prost schreiben und solche, die schreiben müssen: Bitte lasst Euch nicht zur hl. Backeskartoffel machen! Seid Ihr erst mal gemütlich, werdet Ihr auch zur Plunz.
Smartphonekutscher und altgedienter Fuhrmann...
Ein Geist bruzzelt in der Wetterpfanne. Es riecht nach Literaturschinken.
Jahrelang nicht gewählt, jetzt Rottweiler
Gemeinsam gegen Realismus
Das Engagement der freien Welt als Counter-Tenor
Blöhde-Onkelx-Konzert besucht.
Spielturm Nils, Schaukel Lea
2014.     Duchoborz am Maidan
Sagt der Weihnachtsmann zu Jesus: " Bist Du auch brav gewesen?"
Jesus: " Und Du?"
*
In Rom schicken die Feigen Optimaten die Consuln gegen das Volk. Es hatte Roms Freiheit gegen die Feinde verteidigt.
*
Er hat seine Kneipe aufgemacht und blickt einen Moment in sein anders gewolltes Leben.
*
Die Zustimmung der Person durch die der Familie ersetzen, die der Familie durch die der Cliquen, die der Cliquen durch die der Volksmasse, die des Volks durch den Apparat. Vom Freund zum Diktator. War es so schwer für Gorki Stalin zu erkennen? War er nicht selbst doch Regulator?
*
Zwischen Konversation und Belcanto
Am Pool der Zeit...
Die Rüsselsheimer Schnawl-babbler erfahren nicht unverdiente Ungunst...

*
aus 2013

Todesgestalter und Helfer in schweren Stunden

Füllhorn und Philospekulant

Riesenzyklon und Stier von Paderborn

Stern des Sports und Podolog

überkronte Blondine

Köstler Sonnenfinsternis

Sponheimer Fastnachtssilikone

Mundartvertilger und Dialektmörder

Genußkunde und Bier-Networker

Meinungsflüchtling, Labyrinthverkoster und Eso-Sniffer

 

Fussgängerzone 05 und 04

Entwertungen

Am Rand der Fußgängerzone abgelagert. Blutunterlaufene Augen vor der bunten Erregung des Kaufhauses.

Er hat Dich fertig gemacht? Wenn machst Du fertig? Was für ein Arbeitsplatz!

Welche Leistung wird Dir mit den Marktstücken entlohnt?

Du störst das Fest! Hier ne Mark, damit Du mich nicht weiter anglotzt!

Andere Hütten sich, Dich wegzuschaffen, nicht als liebevolle Nachbarn, sondern aus Angst vor Ansteckung mit dem Elend. Andere helfen nicht, um dem schlechten Gewissen nicht nachzugeben. Sie stopfen Dir den Mund mit Geld.

Du machst mit Deinem Elend Kasse. Andere machen es mit Ruhm, Macht, Schönheit. Du bist zu wenig glücklich, unglücklich wie sie. Nur kannst Du Dir keinen Palast leisten, wo sie frei sind, sich in den Kanal zu begeben.

2005

Happening christmas 04

In der Fußgängerzone Baden-Baden liegt eine blaue Plastikplane aus. 3x3m. Ein Mädchen oder eine Frau im Mantel mit Fellimitat hat sich eine Gipsmaske übergezogen und spielt grässlich falsch Saxophon. Ein Junger Mann filmt die Reaktion der Passanten.

Eine ich-weiß-nicht-was von Provokation, Frage oder Versuch.

Was geschieht hier? Mitten in der Promenade der festlich gestimmten Pelze, in den reißenden Strom der Lust vom Weihnachtsgeld, vom Kaufen, Kaufen springt Dir der Clown ins Gesicht. Törööö! Ein Sternenfunkeln böser, mehr noch verduzter Blicke. Es fragt Dich: was bist Du? Du antwortest mir einem Kopfschütteln, mit einem Wort und Blick der Wut über die Störung.

Es ist nichts. Ein Happening, dass die Menschen aus dem Strom von Wollen und Wallen, von Suchen und Vergessen fischt. Komm, Spiel mit mir. Öffne dein Gesicht.

Äber, Du mit der Maske: meinst Du es ernst? Gehst Du mit mir einen Kaffee trinken? Oder willst Du ein Spiel, in dem ich Deine Puppe bin?

Weite seltsam und bunt die Welt ist! Und gerade, wem wir sie zu verstehen glauben, springt uns ein Clown entgegen, ein Kind auf dem Arm.

12/04

Mittwoch, 2. Oktober 2019

2005 vom Wichtig

Wichtig hält eine Rede

Meine Aufmerksamkeit senkt sich in die Erinnerung. Sie sieht den kleinen Wichtig eine Rede halten. Damals bellte er so laut für die Gewerkschaft wie heute für die Unternehmer. Was damals unangenehm erschien, kommt heute zum Vorschein. Der Haß gegen alles, was frei und unabhängig ist, weil es solche Leute wie ihn nicht für wichtig hält. Aber auch die Unbarmherzigkeit gegenüber den Wehrlosen, die nur noch die Moral für sich haben oder nicht einmal das.

Was mag er für eine seltsame Kindheit gehabt haben? In die hat keine Sonne geschienen. In meine dunkelsten Tage hat doch immer noch wenigstens ein Schimmer Hoffnung aus dem Mitleid eines Mächtigen oder sogar ein Glanz von Solidarität der Gleichen geleuchtet. Aber diese saure Miene des zu kurz gekommenen über den seltsamen Krawatten dessen, der es zu etwas gebracht hat!

Mann, möchte ihm zurufen: laß doch mal locker! Du darfst ja all die Macht und den flauen Glitzer des VIP behalten! Wer will schon so etwas? Aber mache doch endlich etwas daraus! Lächle dankbar der Welt zu, die Dich machen lässt! Hör auf mit Deinen lächerlich strammen, zusammengelesenen Reden!

Die Rede ist beendet. Erleichtert geht man zum Buffet. Wo ist Wichtig?
Unwichtig!

3.1.05

Dienstag, 1. Oktober 2019

2005 zu 1968

Das gabs 68

Verzicht auf amerikanische Stipendien, Rückgabe von Springer - Preisen, Solidarität von SWF - Mitarbeitern mit Studenten.

1968

Es war eine Zeit, die  persönlichen Mut belohnte. Ich durfte dabei sein, als die Jugend der Welt die Freiheit des Einzelnen entdeckte, Wertigkeit, Gleichwertigkeit und Solidarität.

Die Republiken des Westens wurden neu geboren, die Volksrepubliken des Ostens kamen ins Schwanken  vor dem Individuum.

Ich und Du schauten einander an, Vertrauen und handelten miteinander. Die Familien lernten Respekt vor ihren Angehörigen, die plötzlich eigenen Willen zeigten. Du warst in der Welt, ohne einen Schritt aus Deinem Kaff heraus tun zu müssen. Und dort in der Welt tanzten die Jungen den gleichen Beat. Wo sie aber gegen den jungen Imperialismus der Nachkriegswirtschaften kämpften, wollen auch sie die Freiheit von 68 gegen die Alten und die Führer.

Das ist nun bald 40 Jahre her. Was auch immer die Autoritären  und ihre Lecker zurückgenommen und verschlimmert haben: ich habe eine  Erinnerung und das Wissen: so etwas kommt immer wieder. Darf ich es noch einmal in gleichem Umfang erleben? Oder werden es erst wieder mein Kinder sein? So lange erfreute ich mich an Erinnerung und Sehnsucht.

4.2.2005

Freitag, 27. September 2019

Heimat für Abgefuckte 1995

Altstadtpflaster in Gold. Angeschwemmt die ausgelaugten Leiber der Stadtstreicher, in der Aktion " Unser Dorf soll schöner werden" schon vor Zeiten umgezogen in die Stadtsanierung.

Gitter in Zäune gewunden. Verziert und gesichert. Der Blick in den Dorfgarten geht durch den Rachen eines Rottweilers.

Märsche im Gemeinschaftshaus, Techno in der Scheuer. Schwitzen, stampfen, Fernseh-Himmel. Auf zur Trillerpfeife.

Frühling, Sommer, Herbst, Winter. Sie warten auf eine Landschaft in der Glatze. Manchmal ein Baum für Alte. Schon liegt er unter einem Bauherrenmodell.

Die Wappenteller fliegen von Verdienst zu Verdienst. Schon höre ich die Golfbälle zischen. An den Pforten der Verwaltungsburgen warten die Heimatdichter auf Empfang, die Armen auf den Fluren auf Einlass, während vom Stadion Fans einfallen. Flohmarkt, Kaffeefahrt, ein Pony vom letzten Abitur. Wer leckt an meinem Sparbuch?

Papa saniert sich im Aufsichtsrat, Mama von ihm in der Bar.

Aber herrlich scheint die Sonne unters Dach der Bäume.

Geschrieben 27.6.95, nach einer Tour über ein breit aufgestelltes Land
Auch im Westen war Osten.

Nachgelesen Sept. 2019

Sonntag, 22. September 2019

2003

Um die 50

Ich rede vom Alter,
ich rede von Kindern,
Ich habe die Welt vergessen.

Hallo, wo bist Du,
rufe ich in einem tief eingeschnittenen Tal.

Ich verstehe die Antwort nicht mehr.

Ich ahnte es, daß das ästhetische Betrachten nichts bringt als das Erkennen, daß die Lust aufgehört hat. Das Elixir!

Ich bin sauer auf das Leben, dass mir den Frieden gegeben hat, den ich nicht wollte und hasse.

7/03

Die Drohne

Na klar puppert das Herz zum Muttertag
Und eine  Beförderung ist auch mehr als ein Pappenstiel,
Dann gibt es da noch den Bausparvertrag
Und mitten im Mobbing Triumphgefühl.

Auch ich biege mich im Schwänzeltanz,
Lache mit der Macht.

*
Viel politisches planen kommt vom Sandkasten her:
Dreck in Dreck verwandeln.

*

Vom richtigem Leben

Würde ich richtig leben,
Dann wären da
Aktien und Häuser und Jet-lacks.
Du weißt.

Und Musik und Schauspiel verneigten sich,
Und Marmor glühte
Und Luft schwer von Düften,
Gedichten.

So dachte ich manchmal im Regen
Und unter den spähenden Blicken der Macht.

Dann sah ich die Krawatte
und lachte.
Und lachend sahn wir uns an
Aus struppigen Träumen,  aus struppigem Bart.

Das Internet

Das Internet hat sich aus einem Horizont in eine Ansammlung von Schläuchen und Säcken verwandelt, in denen sich die individuellen Mäuse gegangen finden, und in einen breiten Kanal von Ratten gelenkt werden. 

Borzelkaschde 2000

Wie oft komme ich nach KIB? Und gerade bei dem einen mal finde ich die Foto-Ausstellung 25er Borzelkaschde. So ein lustiges Ding und einen lustigen Kerl, der sich über beide Backen freut. So ein Zufall!

Für einen Wassermann ist es immer schön, ein Stück allein zu fliegen. Im Neuen, nicht im fremden. Und dort eine bekannte Reflexion zu treffen. Im Sack der alten Papiere finde ich die "vorläufige Mitgliedskarte des deutsch - ausländischen Freundschaftsvereins" von 1986. Wie bin ich von dort hierher gekommen? Was kann mich noch so entzünden wie das damals? Viel Spaß ist verloren gegangen in der Auflösung der diskutierenden Zeiten in Talk und "Gespräch". Nicht zu vergessen die "Podiumsdiskussion", dass blanke Elend vor dem Monolog. Was haben wir erklärt, bestritten, unterbrochen, geschrien, hektisch und stotternd, stolpernd. Da war Pfeffer, Wortgewitter, Witz und Wut. Was für ein Spaß!

Zuerst haben uns die Ideologen gefangen, dann die Taktiker. Wir traten aus, wurden hinaus getreten. Und plötzlich die unheimliche Ruhe der Seriosität, Servilität. Der Jux hat seinen Platz.

Ich bin alt geworden: Spiel und Spaß sind Ernst und Freude geworden. Nicht übel, etwas näher am Quell des Lebens zu sein. Aber auch nicht gut, wenn sich keine Vögel mehr in die Nähe trauen, weil so ein schwarzer Kloß herummeditiert.

Ca 2000

Dienstag, 17. September 2019

Foto: Regen ins Wasser

Diese Regentropfen sind schon lange im Meer aufgegangen. Hier überleben sie als Lichtspur auf einer Farbfolie. Der Buddhist versenkt sich in diesen Anblick, um durch die Dinge zu dringen. Aber es ist nur Papier, in dem er zu sich statt zur Erkenntnis kommt. Die Auflösung im Nicht- Sein: die Wassertropfen haben dieser verkehrten Sehnsucht der traurigen Menschengeschlechter das Sich-Auflösen im Sein vorgezogen. Sie steigen auf die Wolken und fallen herunter in die nächste fließende Existenz. Ich sehe hin und werde trübsinnig. Das Leben erscheint grau, immer gleich, kalt. Hier tritt gnädig oder vielmehr freundlich (sie ist nicht Herrin von der Gnade) die Zeit an mich heran, legte den feinen Schleier Alter über meine Augen und mein Herz steigt nun auf den warm erleuchteten Nachen von Böcklins Toteninsel. Die ihr in fernen Köpfen über diese Elegie lächelt: Ich grüße Euch aus Eurer Zukunft.

Astronauten 2004

Astronauten

„Die Leere des Geschehenen und die beunruhigende Unsicherheit des Nichtgeschehenen als ständige Wiederholung." Dazai Osamu „Sadu" (ostasiatische Hefte Nr 35) mit Bezug auf Jakob Wassermann.

Auf der Umlaufbahn zu weit hinaus geschleudert in die Einsamkeit.

Der japanische Dichter findet nicht zurück. Er stürzt sich aus der Höhe der Vorzeit in das Meer von pechschwarzer Tusche. Ein Schneewehen aus den Buchstaben seiner gefrorenen Sehnsucht wirbelt hinaus in die Nacht.

Hans stellt die Lidl-Tüte ab, um einen Schluck schmerzloses Vergessen zu sich zu nehmen. Er sieht die Erde, um die sich der Mond dreht, dieses faule Versprechen. Verbrannt von der Berührung der Menschen, ausgebrannt von wütenden Verteidigungskämpfen und ins Leere flackernden Leidenschaften, tastet er in der Asche nach einer Schlafstatt.

Das Kind des Rabbi schließt den Deckel über dem Buch von Auschwitz. Die Empörung hat ihre Stimme verloren.

Aus den Falten und Rissen in der Haut eines in die Wüste ausgelaufenen Lebens starren die unauslöschlichen Blicke der in die ätzenden Wasser der Interpretationen gedruckten Anklagen all dieser. All Dieser.

Aber der Wind lacht und lacht.

Da ruft es aus den unter der Kruste leuchtenden Gottesfunken der Chassidim, aus den Reflexen über den Schaumkronen des Meeres, aus der Glut unter der Asche einer Mülltonne: Du.- Sei mein Zeuge.

Halte fest an mir. Höre und sage es weiter und weiter.
Begleite mich - von feme. So sei mir nah.

Aus dem Lachen eines neu geborenen Tages,
eines neugeborenen Herzens.

1/2004

Wildgänse 2004

Wildgänse

Dieser Schrei, ist es nicht unserer?
Vom Eintauchen ins Licht
bis zum Erlöschen der Augen?

Auffliegend, stürzend
in flüchtigem Körper
fliehendes Herz.

Es brennt die Sehnsucht
dann gefrierende Angst
und wieder ein Flügelschlag
weiter und heißer.

Es macht Angst.
Es macht Lust.
Wir fliegen,
wir schreien.

20.11. 2003

Montag, 16. September 2019

Der neue Morgen 1991


Der neue Morgen


Es pocht das Herz
Elend und Schmerz.

Das Glück,- wie habe ich geglüht!,
Müde aus den Falten zieht.

In diesem Zeiger kreist die Welt,
Märchenbuch ist auserzählt.

In der Sonne leer
steht der Körper schwer.

Samstag, 14. September 2019

1996 Kompetent und potent in Zürich


Hannah-Arendt-Tage Zürich 1996 Begleiterscheinung

Kompetent und potent

Ein Held des Systems hält einen Vortrag (Hannah Ahrend - Tage). Eingepasst, leuchtend. Highlight an der Musicbox. Jeder Kupferdraht hat Widerstand. Dieser leuchtet ohne. Wie oft man doch zuhören muss, wenn einer nichts sagt.

Ein paar Tage später bin ich beim Gepäckverstauen. Meine Gedanken von Plänen zugestapelt. Ein Eichhörnchen springt über die Straße. Gejagt ist es doch frei. Im zen- Lexikon lese ich, dass die ideale Lebensweise einem Vogel am Himmel zu vergleichen ist, der keine Spur hinterlässt. Mir gefällt das Eichhörnchen besser. Was interessieren Spuren? Es ist bei sich.

Zwei unangenehme erlebnisgeile Ossies am Nebentisch. Neonazi- Glatze, auch das ist eine Uniform. Fett eine ein weitläufiger Pionierführer mit kompakten Besserwissen über die Minderwertigkeit von Menschen und Völkern, fett andere ein auf ihn hineinfallender Asoz mit dem Traum von reichen Sexomaninnen, den Hass auf Fremde und dem Ekel vor Sensibilität und Berührung. Ausgerechnet ein Langhaariger aus meiner Zeit, großmäulig, West-coast setzt sich zu ihnen. Der Führer vergisst sofort seinen Kumpel, hält ihn mit Augenzwinkern bei der Stange und schaltet ansonsten sofort auf englische Konversation. Mir fällt clockwork orange ein.

Es gibt hier in Zürich die rote Fabrik, ein akademisches Anarcho- Projekt, schrill mit Sehnsucht nach Proletariat. Vielleicht macht der junge Althippie dort Musik, wenn er nicht in der Fußgängerzone von einem Himalaya- Tempel mit Florida- Klima und Wohngemeinschaft träumt. Die beiden Glücksjäger brauchen zur Kühlung ihrer Verletzungen etwas anderes an Rausch.

Jugendherberge. Individualität ist möglich. Beobachter aus Asien und Lateinamerika ziehen an ihnen vorbei. Sie suchen Europa und finden ein gut sortierten, weil Schweizer, Kaufhaus. Auch sie selbst sind Teil des Geschäfts. Ohne Kundschaft lohnt das ganze Elend nicht. Wie der Kommunikation ist es auch der Heimat ergangen. Nirgendwo auf der Welt zu finden. Die Palme in der malayischen Bucht hat keine von einem Menschentraum geborene Seele mehr. Sie macht Show im Katalog. Die Berge sind in tausend Kameras besser präsent als im von Videoten zugeparkten Blick. Wie harmlos dagegen die Ständer mit Ansichtskarten von Brüsten und Kirchen. Edelweiß und Grimassenschneiderin nicht zu vergessen, die seit Erfindung des Fotos gegen das Schweigen in der Natur angetreten sind. Jodler oder Lacher, wo ist der Unterschied? Mit einem Furz gegen den Verkehr anstinken.
1. Ein japanischer Skate-Roller,Rap-Mütze auf der Glatze, messerscharfen Krummnase und windschnittiger Ziegenbart flitzt in die City. Schickt die Zigarette zwischen den Fingern wie ein nervöser RocknRoller. Ein hochgespannter Nerv. Findest Du hier an der Goldküste so etwas wie einen überlebenden ⁰Eingeborenenstamm, einem fremden Krieger Gastrecht zu gewähren? Die Zeit ist schneller als der schnellste Roller. Ein Paar müde Alte, Kameras, Kassen. Mehr wirst Du nicht finden. Die Realität ist ein drittklassigen Film. Um sie zu befreien, müssen wir in uns zurückkehren.
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Mittwoch, 11. September 2019

Der Himmel geht auf


Nach dem Fall      ca.1990
Der Himmel geht über allen auf.
Da ist ein Brüllen in der Luft
von Einigkeit.
Wohlstand geschehe auf Erden
und Freiheit ist die einzige,
die fehlt.*

Der Hunger knirscht über die Ozeane ,
von Auschwitz erhebt sich das Schweigen
Die Mauer bricht.
Erweichen auch die Herzen?
Der Osten öffnet,
die Börsen schließen sich.

Tanz in den Strassen,
Blut in den Kellern
der Supermarkt streut Kaffee aus
und seine Truppen Minen .

Wer von uns wars,
der diese in das Schlachten schickte?
Der Himmel geht über allen auf,
erstrahlt in Hiroshima.

* Westernhagen 1987