Mittwoch, 16. August 2017

1983

Versuch Tagebuch zu führen 2.2.83

Anblick bei Neonazi- Diskussion in 1/83 

(Fried?)
Aufgeschwemmter, alternder Lebemann mit politischem Drang. In der im Verhältnis zur düster drohenden Mine dünnen Stimme ein Liebesgedicht von "deinem Schoß, deinem Schoß, deinem Schoß" vorgelesen.

Glaubt daran, auch Lumpen unter Neonazis überzeugen oder wenigstens desavouieren zu können. Bringt dies fauchend vor - gleichgültig über die Gefahr und den Ekel hinweg stürzend, welche deren Produktion hervor bringen.

Intellektueller mit falschem Pathos. Es dröhnt von nicht begreifendem Selbstbewusstsein.

7.2.83

Als ich das Donald Duck Gekreisch des Adolf Hitler höre und das Brausen der idiotisierten Masse, fällt mir ein, daß mit Musik alles besser geht.

9.2.83

"Die Weiber haben wenigstens Toiletten. Aber womit decken die Männer ihre Leere?" Karl Kraus

Sie versuchten es mit langen Haaren und Bärten, wodurch die Komponente Neandertal mehr in den Vordergrund trat. Nun scheren sie sich und strecken  der Welt den wahren Schafskopf entgegen. So sollte doch von Fall zu Fall die Frau entscheiden.

Bekenntnis 2017: Ich gehöre zum Typ 1

11.2.

All die Mühe, um einmal mit Recht vergessen zu sein.

12.2.

Die Schamlosigkeit, in der Öffentlichkeit Bild - Zeitung zu lesen. Er steckt ja nicht nur seine Dumm-heit, auch seine Geilheit vor.

*

Ob sie bloß Aussteiger oder nicht doch Aufsteiger sind?

18.2.

Jenseits von Gut und Böse tanzt sich Zarathustra den Eindruck Schopenhauers aus den Knochen. Er lacht die Welt aus, aus der ihm das Schweigen der Erkenntnis antwortet. Ein Epigone, der nicht mehr, sondern besser wissen will. Seitdem stürmen sie die Berge, das Meer unter sich zu sehen. Der so sportliche Wille zur Macht, der Drang nach oben, zeigt seinen Rücken, den die Angst vor der Tiefe schiebt.

20.2.

Jede der tausend Verdrießlichkeiten des Alltags wirkt stärker als die Angst vor dem Atomkrieg. Davon lebt die Politik in der Zwischenzeit.

1.3.

Aber der Weise erkennt auch hinter all der unbelebten Literatur den Willen zum Leben.

(Heute würde ich fragen, wer den wohl dieser Weise sei. Dann würde eher der Rechnungsprüfer aus mir sprechen und den Willen zum Leben in seiner speziellen literarischen Erscheinung als Willen zur vorteilhaften Verbindung auch so benennen. Schließlich würde ich all die unbelebte Literatur noch einmal daraufhin durchsehen, ob dem Blick des das richtige Weltbild verzweifelt suchenden Ideologen da nicht richtig gute Literatur entgangen ist.)

*

Zum Leidwesen des Staatsapparats will es der Technik nicht gelingen, aus Menschen viereckige Tomaten zu züchten, während es ein bleibendes Ärgernis des Liberalismus ist, daß Persönlichkeit keinen Anspruch auf Einräumen eines Steuerfreibetrags begründet.

(Ergänzung 2017: Man behilft sich derweilen mit der Kameraderie im Privileg).

*

Vermummungsverbot für Steuerhinterzieher? Wozu gibt es Datenschutz?

8.3.

Mens sana in corpore sano

Zu Deutsch: gesundem Geist entgegenzuwirken bedarf es eines vitalen Körpers. Nur ein gesunder Körper macht ein gesundes Volksempfinden.

10.3.

Er und sie

sein erotisierter Geist umspannt das All. Als sie sagt: "Ich liebe Dich", zerplatzt der Ballon. Wenn das Weltall leer ist, erscheint selbst das winzige Etwas von Strahlung des Atoms als gewaltig. Es ist eine Entfernung denkbar, aus der Atom und Sonne gleich groß erscheinen. Es hat allen Raum, ihr auszu-weichen, sie alle Zeit, es einzuatmen.

*

Ein Gigolo

angeblich soll auch ein Neutrino Masse haben, wiewohl noch kein Wissenschaftler an einem von ihnen etwas an die Fähigkeit, von Körpern angezogen zu werden, erinnerndes, bemerkt hat.

Ich vermute, daß es Neutrinos nur als Rechengröße gibt.

11.3.

Künstler für die SPD, Künstler für die Grünen.

Ich habe dennoch so gewählt, weil die Parteien auf die Künstler pfeifen. Die Grünen stehen noch phantasievoll da. Aber wie es der Egoismus will, werden Sie sich bald in einen Natur - und in einen Kulturzweig spalten, woselbst aus ersterem die Partei wieder in Persönlichkeiten, aus letzterem in lustige Gesellen mit melancholischer Note zerfallen wird. Der Rest wird in die Reformhäuser einge-gliedert.

Anm. 2017: Karriere war nicht voraus zu ahnen. Sie pfiffen nicht nur auf Künstler (die Grünen entle-digten sich –wie der Film zeigt - auf schäbige Weise Beuys), sondern auf die dort deutlichere Sensibilität.

*

Ein markantes Gesicht aus Beton.

*

12.3.

Wenn dem Wolf ein zivilisiertes Gesicht angezüchtet wird, entsteht die Dogge.

*

Ein Technokrat mit einer Naturburschenmentalität, der es auf ein paar Strahlen mehr oder weniger nicht ankommt.

13.3.

Die anarchistische Jugend versteht doch etwas ganz anderes unter persönlicher Freiheit als ihre liberalen Alten: die wollen sich vom Finanzamt nicht ins Einkommen gucken lassen, jene nicht von Amt für Ausbildungsförderung. Beide verbitten sich die Einmischung des Staates in seine Finanzangelegenheiten.

*

Aus einer Physiognomie ein Antlitz oder eine Visage schnitzen.

***

Hier enden die Einträge. Die Tätigkeit des Schnitzens hinterlässt manchmal doch auch Schnitzer und Schmarren. Insbesondere, wenn im Rausch der Ichentwicklung noch allerlei Ideologie und Grundsatz die Hand führt. Das ist wohl manchmal mit Langeweile oder seltsamem Beigeschmack zu lesen. Aber so waren wir und so sind wohl unsere Nachfolger. Es hat seine schönen Seiten nicht nur gehabt. Und die Abgehobenheit des Alters muß nicht Siegel der Weisheit sein. Das wird wohl eher bei der Narrheit des Alters zu finden sein. Welche dann das zutreffende zu ihrer Wichtigkeit sagen und pfeifen wird.

Dokumentiert für Nachleser und als Ermunterung für Selbstdenker auf der Suche.

Freitag, 11. August 2017

Bereinigtes aus den 80ern

Ein Mitleid, das hilft, wenn das Opfer sich durch Charakter legitimiert!

Dem Leiden stecken sich ohnedies nur wenige Hände entgegen. Es wage nicht die Bitte, über die bare Existenz hinaus am Leben auch noch teilzunehmen. Es verwende das gleiche Parfüm von Kultur und zeige nicht, das es die höhere Zivilisationsstufe von Bierfusel und Weindusel nicht riechen kann. Intellektuellen gegenüber treffe sein Angstschrei den rechten weltanschaulichen, zu Zwecken der Lyrik verwendbaren Ton. Die Nase ist das dem Herzen gegenüber höher entwickelte Organ.
Reue und Verbrechen
anlässlich Bericht der FR 20.3.87 zum Euthanasie - Prozess des Dr. Ullrich

Das Widerwärtige ist nicht, das ein von Strafe bedrohter Lebenswille die abseitigen und übelsten Argumente zur Verteidigung nutzt und Barmherzigkeit lügt, sondern, daß er nicht bereut. Aber Reue nimmt ja freiwillig und- im achtenswertesten Fall- die Strafe gerne auf sich. Strafe hat den Sinn, den Triumph des Verbrechers angesichts des Leidens aufzuheben - allerdings durch Leiden. Das ist die Gemeinschaft den Opfern schuldig, doe sie nicht schützen konnte.

Der gewöhnliche Verbrecher kann als entschuldigende Grundlage seiner Tat nur den Aspekt der eigenen Notlage vorbringen, sei es innerer Zwang, sei es äußerer Mangel. Je nach Größe der Zwangslage kann dann im Sinne der Opfer straffe vermindert oder verschärft werden. Damit müssen Opfer oder Angehörige dann leben. Bei Nazi - Verbrechen ist es in der Regel so, das die Notlage auf Seiten des Täters darin bestand, sich bei der Wahl zwischen Gehorsam und Verweigerung, also zwischen Wohlbefinden und geringfügigen Nachteilen, sich für die Karriere entschieden haben. Die strafverschärfende Motivation wird leider nur von den Opfern und den Angehörigen wie wenigen Beobachtern regelmäßig erlangt. Die solcherart mangelhafte Fähigkeit der Gesellschaft zu ethischem Urteil ist hinzunehmen und der insgesamt kläglichen Beschaffenheit des Lebens selbst zuzuschlagen.

Von Rache unterscheidet sich Strafe insofern als sie das Leiden, das sie verhängt an der Größe des Leidens orientiert, das die Tat dem Opfer zufügte, insofern als es Rechte gegenüber Menschen hatte. Rache geht darüber hinaus, indem sie auch leiden verfolgt, das nicht der Tat zuzurechnen oder dem Opfer selbst geschehen ist. Ihr Ziel ist nicht Aufhebung des Verbrechens, sondern Leiden des Verbrechers.

Opfer, Angehörige und der von Abscheu bewegte Betrachter erwarten, über die Bestrafung der Tat hinaus die Abkehr des Täters von der Tat. Strafe u.U. d Rache sind nicht zu solcher Wirkung fähig: der Schuldige wird dadurch zur Furcht vor den Verfolgern, nicht zu reuigem Mitleid bewegt.
*
Todesstrafe
"Es ist etwas in meiner Hand, das sich weigert, ein Todesurteil zu unterschreiben. "  Charles II. von England.
Während in den Händen manches aufgeklärten Staatsoberhaupts häufig etwas ist,  das sich weigert, eine Begnadigung zu unterschreiben.
*
Über Feigheit

Mut ist, wie Schopenhauer bemerkt, keine Eigenschaft von moralischer Qualität. Die Überwindung der( berechtigten) Furcht durch ein die Zwecke der Selbsterhaltung verdrängendes Motiv ist aber im Gegensatz zu Schopenhauers Deutungsversuch nicht schon wegen der Verachtung des Lebenswillens auch der Achtung wert. Ob Mut moralisch oder verächtlich ist, hängt allein von der Qualität des Motives ab, die ihn hervorbringt.

So kann der Selbsterhaltungswille sowohl durch ein Motiv überwunden werden, das sich aus der Hoffnung auf einen sadistischen Genuss für einen niederträchtigen, als auch durch ein anderes, das sich aus dem Anblick eines Leidens für einen barmherzigen Charakter ergibt. Ob der Mut sich dagegen anlässlich einer verzweifelten oder einer hoffnungsvollen Situation zeigt, hat Bedeutung nur hinsichtlich seiner Größe ( im Verhältnis zur überwundenen Angst), nicht hinsichtlich seiner moralischen Qualität. Es gibt großen Mut in menschlichen wie in bestialischen  Angelegenheiten.

Ebenso kann Feigheit in moralischen Dingen keine Schuld wie in niederträchtigen keine moralische Achtung begründen. Wo etwa der Selbsterhaltungstrieb über das Mitleid siegt, ist das Handeln nicht der Achtung würdig.

Da Selbsterhaltung Grundlage des Lebenswillens ist, richtet sich die Verachtung der Feigheit gegen das Leben, den Menschen überhaupt. Der Einzelne muß aber nur insofern, nicht für die spezielle Tat, sondern für sein Menschsein überhaupt die Verachtung annehmen. Und für das Tun oder Unterlassen mag er strafrechtlich - von der Tat her - verantwortlich sein. Moralisch, im Feld der Motive, ist die Schuld unmöglich zu ermessen. Daß er "so einer ist", oder war, z.b. überhaupt fähig war, böse zu wollen, nicht zu bereuen, ist das, was wir nicht begreifen, weder bejubeln noch verachten können. Wir verachten und bestrafen aber, dass er dieses Wollen umgesetzt, sich vom auch-Mensch-sein abgewendet hat.

Schwieriges, nie abgeschlossenes Metier, am Einzelfall stets neu zu verhandeln. (Nachsatz 40 Jahre später)

Dienstag, 8. August 2017

Wege sanieren

Ich betrachte Texte der 80er, zum Teil sind sie noch älter.

Ich finde Wahrheiten des Verstehen und Herausfinden-Wollens, heldenhaft erzürntes Pathos, Talent. Den allergrößten Teil werfe ich weg, lasse die Erinnerung am Vergessen arbeiten.

Ja! Meinen Weg ging ich suchend, im Wunsch gerecht zu sein, zu helfen, es richtig zu tun. Ich hatte Erfolg, nicht Ruhm. Ich erlebte Glück.

Dem Leiden versuchte ich eine Stimme zu geben. Jetzt habe ich selbst davon, ohne davon reden zu können. Aber für das, was ich hatte, danke ich.

Warum nicht dokumentierten? ich möchte schon von den schönen, erhabenen, schlimmen und gefährlichen Plätzen berichten und singen, zu denen mich mein Weg führte. Andere kamen auf anderen Wegen zu den gleichen Plätzen oder zu schöneren pp. Wer einmal nachschauen wollte, wo ich war und wie es mir erging, sollte auf dem Weg zu solchen Plätzen lieber nicht vom eigenen Weg abweichen. Die vielen kleinen Irrwege, Gartenpfade nicht weniger voll Schlamm, Dornen aber auch schönen Panoramen pp, unterscheiden sich zu wenig unter uns Wanderern, als dass man auf das Erlebnis eigener innerer Landschaft zugunsten des Nachlebens einer anderen verzichten sollte. Lieber vom eigenen enttäuscht als vom anderen erhoben und vom eigenen enttäuscht. Mein Rat: Hänge deinen eigenen Knüppel statt einen Feinstrich von Picasso auf. Aber besuche diesen in einem guten Museum.

Und mich besuche in meinem Blog, wo ich selbst schon ausgewählt habe und weiter vor allem auch lösche.

Ich schreibe zu viel als daß ich viel von anderen lesen könnte. Das wenige hat mir gezeigt, daß es viel Gutes auch bei anderen gibt, das sich zu erkunden und aufzubewahren lohnt. In Kindheit und Jugend habe ich vor allem die Luft in der Stadtbücherei eingesogen, später las ich Phantastisches, politische Literatur. Dann mehr und mehr. Dann: Wie gut, daß es eine Schopenhauer -, eine Jean - Paul - Gesellschaft gab. Wie gut, das der Verlag 2001 Karl Kraus nachdruckte. All die verschlungenen Pfade von Suchern, Liebenden, die man nachgehen konnte, wenn man etwas aus dem eigenen Inneren deutlicher, schöner gesagt hören wollte. Es sagte: geh den eigenen Weg! Und: Suche!

Und ich ging durch eigenes Dickicht. Und es war und ist schön und unschön, aber selbst. Mag der Wind meine Spur verwehen, ich selbst helfe nach. Was sichtbar bleibt, möge den Aufwand des Interesses lohnen. Wenn nicht: ich habe mein bestes getan, dies zu ersparen. Und auch Enttäuschung lohnt als Angebot zu eigenem Leben.

Ich war jung. Die neuen Jungen, soweit sie kritische Vernunft bevorzugen, schreiben so pathetisch und energisch wie ich damals. Ich entsorge ähnliches. Aber ich finde, solcher Rausch hält die Sehnsucht nach allem, was den Menschen liebenswert macht, also Menschlichkeit, am Leben. Mein weiser Kopf lächelt. Eine Alterserscheinung. Auch sie herzlich nötig.

8.8.17

Mittwoch, 26. Juli 2017

Für Pippi Langstrumpf vor 1990

für Pippi Langstrumpf

Aus Deinen Zöpfen sprüht es Unfug;
Du lachst und Allmacht fällt in Ohnmacht;
Wenn Deine Füße durch die Ordnung hüpfen,
Zerspringt der Ernst in himmlischem Vergnügen.

Wo Du der Bravheit folgst, stürzt sie in Sahnetorten,
Wo Größe brüllt,  bohrst Du in Deiner Nase Frieden

Dir wackeln alle Zehen Freude,
Aus tausend Scherben huldigt Dir die Welt.
Und was ein Herz hat, glüht in Deinem Blinzeln,
Du Teufelslieblingskönigin von Taka-Tuka.

Reinheit und Rache



1989 schrieb ich meinen Freunden über vorschnelle Gnade gegenüber Völkermördern einen scharf überlegten scharfen Aufsatz.
Eine neue Generation macht sich daran, die Herrschaft über die ethischen Grundsätze nach ihrem Vorstellungen richtig zu definieren. Es läuft ordentlich Ego ein.
Ich versuche statt Teilnahme an neuen alten Debatten jetzt einmal meinem jungen Text gegenüber den Standpunkt des Alters einzunehmen. Das Ergebnis ist bei etwas mehr Sicherheit der Kenntnis mehr Unsicherheit im Urteilen durch Erleben. Auch dazu ist den Opfern die Möglichkeit genommen.
*
Reinheit und Rache sind für gewöhnlich die Rechtfertigungen für Unrecht, Grausamkeit und Unmenschlichkeit. So tief ist das Geheimnis von Erfolgen wie "Spiel mir das Lied vom Tod" oder "Rambo" und "Dirty Harry" eigentlich nicht und ich wundere mich, wie ich glauben konnte, in Clint Eastwood einen Menschenfreund vor mir zu haben.
Das Recht versucht in der Regel demgegenüber der Person gerecht zu werden, auch der Person, die durch eine Tat eine Strafe erwirkt hat.
Ich versuchte der Person des Opfers gerecht zu werden. Wo Täter Angehörige und Nachbarn sich in weitläufigen christlichen Erörterungen der göttlichen Gnade ergingen, den Opfern und ihren Angehörigen damit das einzig verbliebene Recht aus der Hand nahmen, versuchte ich gerecht zu bleiben und es zurückzugeben.
Der Massenmörder X aus Japan, der grausame Schlächtereien in China und dem übrigen Asien anordnete, war die Waffe aus der Hand zu winden, mit der er sich aus der Verantwortung stehlen wollte. Und soweit ein Opfer noch fähig war, dem Impuls der Rache zu widerstehen, war der Täter doch nach dem vollen Inhalt des Gesetzes zu strafen!
*
Inzwischen stehe ich meinem Text, meiner Gnadenlosigkeit von damals mit bedenklichem Kopfwackeln gegenüber.
Der Täter von damals ist heute ein Anderer. Man beurteilt ja nicht nur die Tat, sondern auch die ausführende und nun ihrer Macht beraubte Persönlichkeit des Täters. Vielleicht ist sogar der äußerst seltene Fall eingetreten, daß zur Angst noch Reue hinzu tritt.
Aber: Das Opfer von damals ist tot und hat keine Gelegenheit dem Veränderten unverändert oder selbst verändert gegenüber zu treten. Und selbst in den seltenen Fällen des Überlebens fordert das Bleibende, der Schmerz, nach Rücknahme des Triumphs, der in der Tat als Genuß, Vorteil, Gewinn den Täter lockte.
Der Du urteilst: das Urteil steht Dir so wenig zu wie die Verzeihung.
Deine Aufgabe bleibt, dem Opfer zu seinem Recht auf Rücknahme des Triumphs zu verhelfen. Die Grenzen für Rache und Bedürfnis nach einer vom Bösen reinen Welt haben die Recht setzenden Bürger hoffentlich schon lange vorher in Zeiten des Friedens richtig gesetzt. Aber ich befürchte, solange die Unmenschlichkeit immer wieder einmal zur Herrschaft drängt, wird für kühles Abwägen nicht ausreichend Zeit und Raum bleiben.
Bis dahin sollte man den einen Umstand nicht vergessen, daß das Recht nur einem die Gnadenentscheidung einräumt: dem Betroffenen. Vielleicht noch dem direkt Hinterbliebenen. Dem nicht Betroffenen steht es nicht zu, die Tat in einer übergriffigen Gnadenentscheidung zu wiederholen und den Schmerz um die glotzende Gleichgültigkeit zu erhöhen. Selbst der gnädigste unter den Religionsstiftern, Jesus Christus, konnte dem keine übermenschliche Erlösung in der Barmherzigkeit versprechen, der nicht Reue zeigte.

Insofern kann ich von meinem 89er Text nicht abrücken. Wohl von dem Tonfall, in dem ich heute etwas viel von ideologischer Reinheit vernehme.

"Was ist so schäbig an der schäbigsten Entschuldigung der Reuelosen, daß auch Ihr nicht anders gehandelt hättet? Nicht Ihr seid, sondern sie waren Täter, Bejubler und Profiteure von Tätern. Wo sie nicht bereuen, wo Opfer eine eventuelle Reue nicht annehmen können, weil sie den der Toten zu respektieren haben, ist Entschuldigung Ausrede, Bestätigung des Verbrechens. Außerdem aber der schamlose Versuch, die nicht schuldig gewordenen durch Anbiederung auf ihre Seite zu ziehen, schuldig zu machen der Entscheidung anstelle der Opfer. Niemand als sie hat das letzte Recht der Gnadenentscheidung. Wer ihnen dieses zu nehmen versucht, bestätigt den Triumph der Tat über das Gewissen, jene letzte Barriere gegen die Unmenschlichkeit.
Wir sind nicht so, wie sie uns unterschieben wollten. Und ob wir je so handeln werden und gar so ohne jede Reue, das muß sich erst zeigen! Dazu werden wir es eben nicht auf sich beruhen lassen und unser Wollen, unsere Taten an ihren Taten prüfen. Sonst wären wir, wie sie uns haben wollen: wie sie.
"Ärzte im Dritten Reich" von Robert Lifton: Dort gab es alle Sorten Charaktere, aber auch zwischen dem "moralischen" Täter und dem Verräter (den es ebenso als Ausnahme gab wie jenen) den alles entscheidenden Unterschied der Tat, welcher der Täter sich entziehen kann, sei er danach auch Opfer. Dieses ist ihr aber selbst dann, wenn es sich zum Verrat entschließt, noch unterworfen. Nur wer nicht sehen will, kann sich seiner selbst sicher sein - die Täter sind es bis heute. Ob wir selbst Täter sein können oder gar einmal werden, wissen wir nicht. Wohl aber, daß wir es nicht sein wollen. Ganz anders als jene, welche eben Täter sein wollten, was sie durch den Mangel jeder Reue beweisen.
Ich habe mit manchem zu tun, durch den ein höherer Wille durchrutscht wie durch einen SS- Automaten, von dem er ins pöbelhafte gedreht wird, wie durch einen Gauleiter oder brutalisiert wie durch einen SA- Stiefel. Man darf seine Aufmerksamkeit daher nicht nur auf das Gewollte beschränken. Auch der Ausführende kann gefährlich sein.
Das Leben bleibt eine missliche Sache, die mit Nachdenken nicht zu ändern, nur zu begreifen ist. Und so finden wie die Egoisten auch die Gerechten und die es sein wollen stets den gleichen Ärger: nicht zur Ruhe kommen zu können. Was bleibt, als dies anzunehmen und den Pessimismus nicht abzuweisen, um von den Widerwärtigkeiten des Lebens nicht allzusehr verletzt zu werden."
*
Wer richtet hat auch das Problem des Henkers. Die Schwierigkeit, dadurch dem Täter nahe zu kommen. Reinheit und Rache haben damit kein Problem.

Aber das letzte Wort bleibt dem und der von der Tat getroffenen.

Klaus Wachowski 1.1.89 -nachgesehen 7/2017

Ehrung eines Großen



Causa prima
                    Waldheimehrung: 1986 Österreichs Bundespräsident

Ein Zug von Männern‚ Fraun und Kindern
rollt aus dem Bahnhof Saloniki aus,
ein Leutnant fuhrt auf Studien in die Heimat.

Dort rollt das Grauen‚ hier die Karriere
und fern von Tränen blutig lockt die Chance.

Du siehst vor Österreichern nicht den Rauch von Birkenau,
die Leichen nicht vor Landsleuten und Kameraden;
ist doch das Damals nicht mit heute zu vergleichen:
Wer damals diente‚ wird jetzt respektiert.

Ein rein Gewissen strahlt nun über Österreich;
vor Massengräbern spricht es frei von Schuld,
ruft Euch zu Richtern auf, wo andre litten Taten
und von der Abscheu fordert es Versöhnung.

Ihm blieb nichts als dabei zu sein,
so bleibt ihm nichts als nicht zu weichen.
Und Ihr vergebt.- Blut rauscht in Gruben
vor einer Ehre unerhört.

Die hat ihr Vaterland gefunden,
und nicht zu hören ist der Fluch von Auschwitz her, 
der stiller Ehrung sonniger Karriere gilt.

Ihr habt gewählt, ich seh es ohne Illusionen:
Dies Selbstbewußtsein weicht nicht vor dem Grauen.


Was Macht erhielt soll auch Respekt behalten:
mit neuer Kraft gilt es die Zukunft zu gestalten.

Klaus Wachowski  vmtl  86

Freitag, 2. Juni 2017

Gelöschter Blog "Flop Alzey" - ein Auszug

29.2.16
Freundschaft oder Grundsatz
Ja: Ich wurde freundlich empfangen.
Ja: Ich gehe gerne.
Was Freundschaft schien war ohne Grundsatz.
Der Freund wurde als er den Grundsatz einforderte vor die Tür gewiesen.
Was ist schmählicher: Der Verrat an Freunden oder der an Grundsätzen?
Im 3. Reich half manchem die Freundschaft aus den Klauen hasserfüllter Grundsätze des Hasses. Wie ist es aber, wenn Freundschaft die guten Grundsätze der Republik nicht achtet?
Ich wollte die Rechnung meines Landrats prüfen.
Er nahm mir die Möglichkeit.
Der Wille zur Fortführung der Macht siegte über das Recht des Bürgers auf unabhängige Überprüfung.
Der Zustand der Republik zeigt sich an der Reaktion der Macht auf ihre Ansprache
7,3,16 Mein Abschied
Die letzte Sitzung

Vor der Fassade: Monolog
Bürger wohl nicht eingeladen,
gut hinterlüftet Baubrigaden,
wo sich einst der Balken bog.

Kein Prüfer prüft mehr vor dem Volk,
ob man Erfolg aus Wolken molk.
Wo Freundschaft einst Vertrauen sog,
trog sie. Nun heißts: „Kein Dialog!“
1.3.2016
Klaus Wachowski
10.3.16 Der Intrigant
Man lernt im Lauf des Lebens manches Unglaubliche doch zu erfahren. Eine Erfahrung besonderer Art war:
Der Intrigant
sein Name werde vergessen!
Anders als der Denunziant aus Gewohnheit mit misanthroper Grundhaltung, der jeden Abwesenden bei jeder Gelegenheit als des Vertrauens unwerte Person "demaskiert" - man könnte ihn als den Demaskeur aus Leidenschaft bezeichnen -, nutzt der Intrigant das natürliche Mißtrauen des Menschen, um sein natürliches Vertrauen zu zerstören und die frei werdende Stelle mit eigenen Absichten zu besetzen.
Liebe, Freundschaft, Parteihaltung und Zweckgemeinschaft, Republik, Staat, Mensch(heit): Werte, die die Menschen verbinden, nutzt der Intrigant, um Dein Vertrauen zu erwerben. In einer Offensive der Offenheit offenbart er Dir ein persönliches, zumeist peinliches Geheimnis, um Dich an sich zu binden und Dir das Geständnis eigener Peinlichkeit zu entlocken. Besonders günstig, wenn diese Peinlichkeit in sonst stillen Vorbehalten gegen andere Vertraute besteht.
Nun seid Ihr bessere, engere Freunde und Kumpane. Der Intrigant erreicht so zweierlei: Du beginnst die alten Freundschaften mit der neueren zu vergleichen und entfernst Dich von dort, dem Ort nicht so tiefer und intimer Bekanntschaft, zu ihm. Er seinerseits kann unter dem Schutz Deines nun größeren, blinderen Vertrauens weniger beobachtet zu Deinen Freunden, Deiner Liebe, Deinen Vertragspartnern, Nachbarn, Parteifreunden, Mitbürgern, Mitmenschen gehen und ihnen - stets im Vertrauen - von Deinen Vorbehalten ihnen gegenüber berichten.
Er bringt Dich mit Deinen Freunden auseinander und Euch gegeneinander auf. Schließlich hast Du nur noch einen guten Freund als Ratgeber und die Welt erscheint Dir als Feind. Dies ist der Augenblick, in dem der Intrigant Dich stürzt oder Du ihn.
Willst Du gute Freunde verlieren? Vielleicht solltest Du gegenüber den besten Freunden mißtrauischer und gegenüber den "nur" sympathischen weniger anspruchsvoll sein. Das hilft dabei, in der wirklichen Welt mit einigem, natürlichen Vergnügen an Menschen zu leben.
Ich weiß es nicht, habe - möglicherweise umgeben von vielen Intriganten - nur einen wissend erlebt. Er versuchte aus meinem Schaden Nutzen zu ziehen. Möge er fürchten, erkannt zu werden.
Es gibt viele Intrigen. Ich habe mich selbst bei manchen mit schlechtem Gewissen ertappt. Die Zahl der Intriganten aus Leidenschaft dürfte aber weit geringer sein als man annimmt. Denn die Republik lebt vom Vertrauen, dem etwas Rechnungsprüfung beigemischt ist. Die Diktatur und das ideologische Terror-Regime errichten ihre Herrschaft auf Mißtrauen. Sie scheinen im Augenblick auf der Siegesstrasse. Aber die Geschichte zeigt: das kann sich nicht durchsetzen.
Zum Thema gehört die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Freundschaft und Republik. Die Anziehungskraft und Anfälligkeit von Freundschaft, die an der Macht ist, für die Intrige legt nahe, die Republik mit der Freundschaft nicht unbedingt durch ein "und"  zu verknüpfen. Näher liegt der Gedanke an ein: Republik oder Freundschaft. Herrscher sind stets von Freunden umgeben, stürzen in der Regel auch durch Freunde. Vielleicht hilft es in solchen Fällen, den alten abgeschabten Rucksack mit Grundsätzen nicht zu vergessen.
15.3.16
Die Motte
Aus den Räumen des Schnarchismus blinzelt die Motte ohne Eigenschaften. Sie scheut naturgemäß das Tageslicht. Das heißt aber nicht, dass sie nachtaktiv ist. Ihr genügt ein dunkler Raum ohne Ahnung.
Nun, wenn Du Deine Rechte aus der Waschmaschine holst, wunderst Du Dich über die winzigen Löchlein im Gewebe. Die Vermutung, es läge an der Maschine, trügt. Du hattest sie im falschen Schrank abgehängt.
Die Motte ist Gourmet. Sie frißt nicht alles, was Du ihren Händen anvertraust. Ihr munden zuerst die feinen Fäden, die das Vertrauen verknüpfen. An den Strick, in den sie sich der Macht wegen gewunden hat, traut sie sich nicht. Auch nicht, wenn ab und zu kräftig an ihm gezogen wird.
Lass die Tür verschlossen. Du glaubst nicht, was für wilde Bewegungen sie macht, wenn Licht ins Dunkel fällt.
Ihr Aussehen? Tarnfarbe, eher unauffällig schmutzig.
Kurz, ein Lump, der sich erkennen mag. Wird benötigt, Anliegen zum Erliegen zu bringen. Wer lädt ihn ein? Wer möchte von ihm eingeladen werden?
16.3.16
Schmenger, Wehner, Feser
Die Republik sollte so stolz sein, ihnen ein Denkmal zu setzen. Vier Steuerbeamte, die für ein mutiges Bekenntnis zum Festhalten an ordnungsgemäßer Verwaltung kalt gestellt, auf Psycho gemobbt und zwangsweise pensioniert wurden, haben tapfer durchgehalten gegen die gefrorene Macht der Hierarchie, die unbarmherzig gegen die Kritik angewandt wurde.
*
Das Gespräch mit dem Feigling
Einst hatte ich eine Auseinandersetzung mit einem Feigling.
Was ärgerte mich?
Nicht dass er sich aus Angst weigerte, seine Aufgabe in die Hand zu nehmen und sich einem Großen in den Weg zu stellen. Nachdem dieser seinen Willen mit dem entsprechenden Nachdruck zu verstehen gegeben hatte, zogen auch Mutige vor, zuerst einmal nicht hervor zu treten. Ich selbst musste nicht mutig sein. Denn das Gesetz schützte mich.
Aber anders als andere hatte er den Mut, mir zu empfehlen, ich selbst solle doch auch die Pflicht vor dem Bürger nicht höher ansetzen als das Interesse an einem guten Einvernehmen mit der Macht.
Die Wut, die sich in mir regte, ging auf eine Projektion zurück: ich könnte mich auf so einen nicht verlassen, wenn ich Hilfe bräuchte, um einen Machtmissbrauch aufzudecken oder zu verhindern!
Diese Haltung macht doch die Trittbrettfahrer jeder Anmaßung aus. Wer in der Umgebung eines Putin, Orban oder Erdogan ist frei davon? Und was ist das für ein Anblick?!
Was aber begründet das Beamtenprivileg in der Republik, wenn nicht eben das Eintreten für den Vorzug des Rechts gegenüber dem Gehorsam, den Vorzug der Verfassung gegenüber der telefonischen Anordnung, den Vorzug der Aufgabe gegenüber dem Herrschaftsinteresse - im Fall des Konflikts. Alles andere ist nur ordentliche Erfüllung der Aufgabe, für die es außer einer fachlichen Ausbildung keiner besonderen Voraussetzungen bedarf.
Die Angst hat ihren herrschenden Platz im Gesellschaftlichen erreicht durch das nahezu uneingeschränkte Managerwesen der Privatwirtschaft und seiner Entsprechung im Parteiwesen: der Funktionärs-Servilität und -Intriganz. Im Kommando des privilegierten Interesses.
Vom Beamten und der Beamtin, die der Republik zum Schutz der Verfassung an die Seite gestellt sind, erwartet sie Überwindung der Angst. Und Bürgerin und Bürger dürfen im Gegenzug für die Privilegierung des Amts Wahrnehmung des Amts trotz Angst erwarten.
Schwierig in Zeiten, in denen der ungenierte Zugriff auf die Substanz der Republik von Oben und rücksichtsloser Gewaltgebrauch von Unten einander ergänzen in der Zerstörung dessen, was allein das Bekenntnis zur Republik stützt: der freien Zustimmung durch die Bürger.
Der Kampf zwischen Aufgabe und Angst ist Gegenstand aller erfolgreicher Kriminal- und Gesellschaftsfilme. Die amerikanischen Kriminalfilm-Produzenten sind auf dem Holzweg, wo sie glauben, daß Maß an Grausamkeit könne als Gradmesser von Zuschauer - Interesse zutreffende Aussagen machen. Ich glaube, daß das steigende Interesse an Kriminalfilmen auf dem Spannungsfeld von Macht und Korruption zurück geht. In Zeiten des persönlichen Vorteils und der Privilegierung schmaler Gruppen sehnt sich der Bürger nach "anständigen Beamten.
Macht und Verantwortung und deren Korruption werden die Menschheit begleiten, so lange sie existiert (also Verantwortung und Angst den Finger der Herrschaft noch vor dem roten Knopf zurück zucken lässt).
Du darfst Angst haben. Sie hilft bei der richtigen Einschätzung der Gefahr. An der verantwortlichen Stelle zeigt sich, ob Du auch fähig bist, sie für ein Anderes zurück zu stellen. Ich hatte als Beamter das Glück, hier nichts beweisen zu müssen.
Ich habe viele Beamtinnen und Beamte erlebt, die den angesprochenen Konflikt bei Gelegenheit verspürt haben und versuchten der Seite des Rechts gerecht zu bleiben auch gegen Macher, Funktionäre, Manager. Nur einer trat offen für Feigheit ein. Und ich hoffe, dass die neue Generation sich ihrer Verantwortung ebenso bewusst bleibt wie die der vier Steuerprüfer, der ich angehöre.
Alzey 10.1.2016
18.3.16 Der Sandmann
Der Sandmann, ein Typus von Herrschaftswollen, mir gegenwärtig durch das ihm entschlüpfte Eingeständnis, er wolle seinen Abdruck in der Wirklichkeit hinterlassen.
Er hat eine Gestalt. Aber Du wirst sie vergessen, sobald sie in Dein Gesichtsfeld getreten ist. Wer es war, wirst Du wissen. Wie er aussieht, hast Du bereits wieder vergessen.
Was für ein Gesicht hat ein Vollstrecker?
Seinen Abdruck in einem Menschenprojekt hinterlassen kann er nur, wo ein Mächtiger es sich auf ihm und über ihm sich bequem macht. Zu diesem Zweck muss der ihn los schicken, Hindernisse von Recht und Übereinkunft zu brechen. Dazu muss jener ihm Teile seiner Macht zuteilen. Dann geht gut, was nicht ginge, "wenn das der Führer wüsste". Aber natürlich weiß der jeweilige "Führer" genau das.
Was ist also dieser Abdruck des unsichtbaren Vollstreckers in der Welt der Herrschaft?
Es ist das, was aus dem Überfall aus dem Nebel resultiert, hinter dem Auftraggeber und Vollstrecker unsichtbar werden.
Was ist richtiger? Auf die Wunden der Republik und ihrer Verteidiger sehen, auf das Opfer, auf die Tat oder auf den Täter?
In dieser Betrachtung geht es um die des Phänomens, nicht um dessen moralische Würdigung.
So wirkt und würgt der Sandmann aus dem Nebel, für profitablen Schaden, ohne den er keine Freude fühlt.
Ich nenne ihn Sandmann, weil er seinen unverwechselbaren Abdruck in den Sand der Zeit presst, in den Wind der Meinungswechsel. Und auch er vergisst den Ursprung der Gleichheit, über deren Gerichtstag er sich erheben will. Ewigkeit. Sie wird ihn neben Kaiser, Wurm und einem Rest Borschtsch vergessen.
In Gleichheit werden wir geboren, in Gleichheit werden wir sterben. Und dem "na-und" des Sandmanns antwortet die Stille des Vergessenwerdens.
Was kannst Du gegen den Sandmann unternehmen? Achte auf ihn, aber bekümmere Dich nicht um ihn, sondern um den gefährlichen, weil mächtigeren Hinaufgelangten, an dessen Macht er parasitiert.
19.4.16
Was zuvor geschah
Nein! Wir lebten nicht in Kommunen. Wir zogen bewundernd durch die beiden Zimmer in Neustadt, in denen nackte Männer zu nackten Mädchen ins Bett stiegen. Wir warfen nicht Kopfsteinpflaster oder Molotowcocktails in die Prügeltruppen der aufgeheizten Stammtischrepublik. Aber wir fanden die darin ausgedrückte Wut für gerecht. Wir wagten nicht, uns an den wilden Debatten zwischen Anarchisten, Staatssozialisten, linker und links - linker Avantgarde zu beteiligen. Aber wir hielten all das für ganz richtig. Die USA war auch für uns Feind Nummer 1, Unterstützer jeder Diktatur, böser Herrscher über den Freiheitswillen der Völker. Wir stülpten unser Inneres nicht in einem Urschrei nach außen. Aber analysierten alles auf Komplex. Wir warfen keine Brandsätze in Kaufhäuser, verbogen lediglich Mercedes - Sterne, wir saugten höchstens drei oder viermal an der Droge. Und Jimmy Hendrix war uns kein Guru, aber ein Wunder, Hare Krishna war uns kein Weg, sondern eine Möglichkeit der romantischen Lebensweise.
Die Gischt, die noch Jahrzehnte vor den Augen des Spießers aufschäumte, war nur ein glitzerndes Aufleuchten beim Brechen der Welle. Wir waren nur ihr opaker Leib. Der Spießer wedelt mit seiner Bekanntschaft zur revolutionären Avantgarde, die sich in Monaden auflöste, unsere Sehnsucht bewegte den Gang der Republik zur neuen Republik.
Die einen waren mitten drin in der Politik, eiferten den Chefideologen nach, die anderen freuten sich an der Freiheit, die Haare wachsen lassen zu können und tanzten sich zur Musik von Rebellen, Träumern und Frohnaturen in ein freier gewolltes Familienidyll. Jeder und Jede bewegte an seinem Platz den Raum und die Zeit aus einem betonierten Ego in eine geringfügig menschlichere Form. Die großen Bewegungen werden von kleinen im Herzen der unwichtigen Menschen gemacht. Vergiss nicht, woher Du kommst, verleugne nicht, wovon Du träumtest! Dies ist Dein Ich, dies ist Deine Welt.
Die verschiedenen rechten Wutausbrüche, die in den verschiedensten Ländern und Zeiten aus dem Schlamm des Ego hervorbrodeln, haben nichts, auch nicht "irgendwie", mit dem gemeinsam, was damals die Jungen und sehr viele Alte bewegte: Freiheit, Gemeinschaft der Menschen, Freude an Lust und Liebe.
Den Wellen der Begeisterung im Guten scheinen die Wellentäler des Egoismus folgen zu müssen wie das Einatmen dem Ausatmen. Soweit dabei dem Ich-Ich das zweite Ich entfällt, bin ich einigermaßen damit zufrieden. Begeisterung sollte sich auch besinnen. Oder ging die besinnungslose Begeisterung für die Befreiung nicht zu weit, als sie die chinesische Kulturrevolution stürmisch, das Todes-Experiment des Pol Pot seufzend, die Morde der RAF mit klamheimlichem Lächeln begrüßte? Mir halfen gegen die Verachtung der eingezogenen Bewegungen in späteren Zeiten Karl Kraus, Schopenhauer, Hannah Arendt und andere Personen, die sich mehr zur Beobachtung als zur Aktion hingezogen fühlten.
In der Folge wechselten Wellentäler mit neuer Begeisterung für die Menschen und ihre Freiheit. Es kamen die antiautoritäre Erziehung zur Befreiung vom Familienzwang, die bürgerbewegten Grünen zur Erweiterung der persönlichen Rechte, die Solidaritätsbewegungen mit der dritten Welt, die Hilfe gegen den Hunger, die Bewegung zur Gleichberechtigung, die Moralisierung der Kirchen, die Selbsthilfebewegung. Ein Reflex von menschlicher Solidarität schien auf in der "Willkommenskultur" 2015.
Rechts ist nicht gleich Links. Menschenekel nicht gleich Menschenleben.
Viele Quellen sind von frischem Wasser. Aber manches frische Wasser ist auch kontaminiert. Wenn Du bereit bist zu suchen, wirst Du den Unterschied erkennen lernen. Du bist Mensch und frei, Du hast die Wahl.
"Alzey?! Wo liegt denn das?!" So fragten die Kollegen. Ich war enttäuscht in meiner Sehnsucht nach Liebe, erfüllt von einem Drang nach Gerechtigkeit für die Menschheit; ich bewarb mich für eine Arbeit in der Wüste - im Stillen fühlte ich mich als eine Art Entwicklungshelfer in Sachen Links. Und so kam ich als frisch gebackener Landesbeamter nach Alzey.
15.5.16
Freundschaft und Gefolgschaft
Ja, aus Freundschaft sollte Gefolgschaft werden.
In einer politischen Diskussion versuchen wir die Absurdität zu erklären, dass ausgerechnet Parteien der Gerechtigkeit zu Korruption neigen.
Aber ist es wirklich so seltsam? Gerechtigkeit ist doch eine Sache der Freundschaft. So finden sich dort vermehrt Freunde, eben auch mehr von denen,die glauben, unter beiden Werten sei die Freundschaft der höhere. Also beginnt das Karussell der Beziehung, das auch jede Sorte intrigante Karrieristen aufnimmt.

Das Lächeln auf dem Flur signalisiert den Beginn der Korruption. Das Kader ist schon nahe an deren Vollendung. Bis zum kleinen König, von einem Beraterstab umgeben, und von Nickern in der Ruine des Forums ist es nicht weit.
Der Hass sagt: "Das kann ich auch!"
Die Parteien des Ego und des Privilegs dagegen lassen die Korruption rascher erkennen. Liegt eher offenbar, wo Egoisten sich zusammen schli
26.6.16 Vorwärtsverwaltung
Ist eine Überschreitung der Grenzen. Doppik überwältigt Politik. Aus Fachmann wird Ideologe.
Der große Sprung nach vorn
Ich erlebte verschiedene Phasen der Vorwärtsverwaltung mit. Sie kamen mit der nach68er Wende aus der revisionistischen Ecke der SPD. Da wurde erstmal der Volkszorn gegen Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger dazu genutzt, den Begriff des Lebenszuschnitts nach Würde zu liquidieren und stattdessen den Sozialhilfebedarf an unteren Grenzen von prekären Durchschnittseinkommen anzusetzen. Der stetige Versuch gegen eine am Begriff der Würde orientierte Rechtsprechung mehr und mehr an den Armen zu sparen, mündete schließlich in Hartz IV, dem Verrat der SPD an Basis und Klientel.
Andere ideologische Haßwellen wurden im Deutschland der Nachwende wechselnd gegen Ärzte, Beamte, immer wieder gegen Fremde, schließlich gegen Politiker selbst losgetreten. Nach der Aufkündigung der Wertegemeinschaft der Republik des Grundgesetzes war dem Kampf wechselnder Mehrheiten gegen wechselnde Minderheiten keine Grenze bürgerlichen Anstands mehr gesetzt. Jedes Anliegen konnte plötzlich ohne Einwand besonnener Bürger als Schmarotzen, Privileg pp "entlarvt" und mit gewaltigem Lärm verschrien werden.
In dem ätzenden Spruch:"Fordern und Fördern" wendete sich der hinaufgelangte Teil der Jung-SPD nunmehr ab vom Auftrag des sozialen Bekenntnisses. - Um sich desto ungenierter und häufiger dem Ausverkauf des Staatsvermögens und persönlichem Profitchen widmen zu können.
So kam "Doppik"
Als Mittel der Verschleierung von Finanzströmen hinter spekulativen Vermögensbewertungen wurde ein neues Buchungssystem aus der Betriebswirtschaftslehre an die Stelle des klareren herkömmlichen kameralistischen Rechnens eingeführt. Die doppelte Buchführung bzw. Nasführung. Haushalts-Sachverstand wurde in großem Maß durch spekulatives Planen abgelöst, gestandene Finanzleiter durch Rechner in virtuellen Räumen der Vermögensschätzung, denen politische Werte und Wichtigkeiten hinter ästhetischen Darstellungen eines aufgeblähten Optimismus versanken.
Der Staat als Geschäft. Was ist unmoralisch daran, wenn Manager, die gut verkaufen, sich bereichern?
Von der zweiten Dimension der Vermögen, Einnahmen und Ausgaben in die dritte der aus geschätzten Werten fließenden Möglichkeiten zu projizieren, ist eine Form der Spekulation, um die bei allen windigen Chancen des phantasierenden und übers Ohr hauenden Willens, die Privatwirtschaft nicht herum kommt: sie muß in irgendeiner Form eine gewisse Gewißheit über den Wert Ihrer Waren und Immobilien bekommen, um die Geschäftsgegner übervorteilen zu können.
Der grundlegende Unterschied zwischen dem Handel unter Konkurrenten und dem ordentlichen Verwalten eines anvertrauten gemeinschaftlichen Gutes verschwand. Die rote Linie zwischen sorgsamem wirtschaftlichem und spekulativem profitlich-riskantem Handeln war überschritten.
Mir begegnete dann noch das Experiment Versetzungskarusell und die Einführung des bürgerfeindlichen Kassenautomaten, die Machtergreifung und der Triumph der EDV über die herkömmliche Hierarchie und der Schwund der Kontrolle über Fachabteilungen wie Bau- und Jugendamt.
Solche Fehlentwicklungen können durch wachsame Kontrollen geschulter Rechnungsprüfung und angemessenes Mißtrauen in den politischen Gremien gering gehalten werden. Gegen Manipulationen der Verwaltung, die alle paar Jahre als "Bewegung" oder "Wellen" aus dem ideologischen Brausen im politischen Raum herein schwappt, hilft nur persönliche Wachsamkeit.
So wurde ich bei Vertrauen in die grundsätzliche Vernünftigkeit und Menschlichkeit belehrt, die Wachsamkeit nicht zu vernachlässigen.
*
Gegenüber dem Staat werden seitens der Wirtschaft stets vorgebracht: Unbeweglichkeit und Unwirtschaftlichkeit. Er sollte eben dies auf seiner Fahne behalten: Stabilität, Verlässlichkeit, Verantwortlichkeit. Für seine Sorge kann er Zocker nicht gebrauchen. Verwaltung darf nicht Lotterie werden, muß Sache der Bedenkenträger bleiben, die das Entscheiden der Politik so schwer machen, aber auch verlässlich sind.
Der Staat kann und soll deshalb nicht wie ein Discounter mit immer schlechterer Ware immer größere Gewinne abwerfen, um dann Konkurs zu gehen, sondern wie ein guter Treuhänder  (eben nicht wie ein 1990er) verwalten und die entsprechenden Steuern eben auch erheben. Die Republik ist kein Trump-Betrieb.
Vorwärtsverwaltung ist ein Widerspruch gegen den Anspruch der Gewaltenteilung! Gerne vorwärts in der Politik. Es braucht aber Treue zum Gesetz, gerade nicht Gefolgschaft des -stets vom Wind bewegten- Willens. Und öfter als befürchtet: Remonstration.
Klaus Wachowski  26.6.2016

26.7.16 Der Beige
Auch Beige ist eine farblose Farbe, die dem Seriösen gut ansteht. Solche Haltungen lassen sich gut mit Boss lackieren.
Seht die Lakaien des Herrn. Sie müssen sein, Atmosphäre der Noblesse um den Aufgestiegenen verbreiten. Ehrfurcht der Geste, Bedeutsamkeit des Tonfalls. Einer wird allein durch seinen Baß zur Figurine der Ernsthaftigkeit.
Der Beige aber raunt von wertvoller Erfahrung im Dienst des Dienens, von schrecklichen Entgleisungen der Chaoten und Besserwisser. Man liest das lokale Grau und knufft und zwinkert einander zu. Ich bin harmlos, aber ich weiß was, ist das Motto. Gib ihm etwas zu munkeln, gern auch in Mundart.
Die Braven, die niemandes Steigbügel halten, auf die sich aber Tyrann und Stammtisch bezüglich ihrer Angst, der Korrupte bezüglich Angst und Angst stützen.
Der Bürger lernt sie kennen, indem sie ihn auf seine Misere zurück werfen und ihm die Schuld daran zusprechen.

11.8.16 Bescherung
(Ich weiß nicht mehr, wer der Kerl war.)

Stilles Hoffen hat den Wunsch gehegt,
daß zur Karriere sich die Ehre legt.
Nun endlich ist er ausgebrochen,
der Dank‚und hat sein Heil gesprochen.

Lohn der Ehre mischt sich mit Pension,
ein hoher Herr entkommt dem Hohn.
Was andre wollten, er hat es gemacht;

nun ruht die Macht.-Weh dem, der lacht!

K.Wachowski 1992
´

17.8.16 Kungelrepublik

Handeln und Verhandeln ist die Grundlage der Politik. Wo Gegenseitigkeit und Gleichheit gewährleistet sind, ist Republik möglich.
Ich habe erlebt, wie aus Handeln Agieren wurde und aus dem Verhandeln der Gleichen ein Kungeln der Bevorzugten.

Rechnungsprüfung kann als Mittel der Bürgerschaft angesehen werden, das Handeln von Verwaltung und Rat durchsichtig zu machen, um zu erkennen, ob das in der Wahl ausgesprochene Vertrauen gerechtfertigt war. Herkömmlicher Weise wird sie jedoch lediglich als Organ der Auserwählten zur Vergewisserung über das Einhalten interner Absprachen angesehen. Nach diesem Verständnis ist Rechnungsprüfung Teil eines Kungelapparats, ähnlich einem Geheimdienst. Diese Funktion hat sich über ihr geheimes Wissen die EDV-Administration erobert. Hierarchie der Verwaltung und deren Kontrollinstanzen sind der unkontrollierten Macht von Leitung und Geheimtruppe ausgeliefert, wenn sie nicht bald zu einer Handlungsweise zurückfinden, die der Republik gegenüber einer kungelnden Einheit der Beziehungen, der sizilianischen Provinz, wohl ansteht.
Dazu gehört die durchgehende Trennung von Rechnungsprüfung und den Organen der Machtausübung Rat und Verwaltung. Eine allerdings richterliche Unabhängigkeit, die nicht der Käuflichkeit etwa vergleichbar der Presse und Privatsender unterliegt. Eine Kontrollinstanz  des Bürgers zur Prüfung seiner Beauftragten.
Es ist nicht bloßes Rechnen. Es ist Kontrolle der Macht.

In Rheinland-Pfalz ist die Gemeindeprüfung über Rechnungshof und Gemeindeprüfungsamt relativ unabhängig. Das Personal des GPA untersteht aber bezüglich seiner Arbeitsbedingungen und der persönlichen Entwicklung, Gehaltseinstufung pp dem Landrat, der politisch auf die Unterstützung, die gute Zusammenarbeit, der geprüften Gemeinden angewiesen ist. Was noch weniger verträglich mit der Prüfungsaufgabe ist, ist die Abhängigkeit der Prüfungsbeamten von dem zu prüfenden Chef, seiner zu prüfenden Abteilungsleiter-Freunde in der Verwaltung und seinen Freunden im Rat bei der Prüfung der Verwaltung selbst. Hier wird unerwünschte Prüfung zu unangenehmen Folgen zumindest bezüglich der Beförderungen unangenehmer Prüfer führen. Wenn mir gegenüber gesagt wird, der Beamte X sei ein Wadenbeißer, der komme nicht als mein Nachfolger in Frage, bezeichnet genau dies die Sollbruchstelle Prüfung / Macht.
Prüfer sind nach ihrer Eignung für die Prüfung, nicht nach Beliebtheit auszuwählen. Dies ist nach der gegenwärtigen Gestaltung des Prüfungsrechts in Rheinland-Pfalz nicht gewährleistet. Prüfung ist aber eine der wichtigsten Garantien für eine Republik der Bürger.
15.10.2015 Klaus Wachowski
Nachtrag 2016 Ein Vorschlag zur Stärkung der Rechnungsprüfung durch gesetzliche Nachbesserung bei den demokratischen Fraktionen des Landtags wurde mir nicht beantwortet.

29.9.16 Der Faulenzer
"...Wie meinten Sie das? Nicht verkaufen? Aha! Aber besser das? Nein, das, was Sie vorher sagten! Ja! Und noch einmal. Nein, nicht so viel! Genau! Ja so..."
Es klopft. "Hallo. Oh ich störe! Komme gleich nochmal. "
*
10 Minuten später. Es klopft.
"Äh, hallo. Will nicht stören. Lies nur weiter. Wir müssen uns ja informieren! Sag nur mal kurz: wie weit seid Ihr denn gekommen in X? Kann ich morgen mal vorbei kommen? "
"Ja so! Alles okay. Aber ob wir morgen schon wieder so weit sind? Vielleicht. Mal sehen..."
usw...
Im Rückblick: So genau will ich mich nicht festlegen. Aber irgendwie voll Bewunderung: Du hast gut für Dich gesorgt.
Wo andere sich mit Elan an große Brocken machten, hast Du Dir die ganze Sache erstmal betrachtet. Nur nichts überstürzen. Genauigkeit vor Geschwindigkeit! Und wie oft hast Du im Brustton der Gemütlichkeit den heran hechelndenKollegen Dein "Ick bin all doar" gesagt. Denn Du warst nicht gestürzt. Und dann hast Du mal Dein Ergebnis präsentiert: fein gebohrte Kniescheiben, Belehrungen aus den tiefgründigen Erfahrungen des Schwurbelisten.
Die Kollegen mit blutigen Narben aus dem Kampf um Recht und Macht wußten nicht, wie ihnen geschah: von allen Seiten als chaotische Störer gehaßt, mußten sie den altvorderen Verbeugungen ihrer Gegner vor einem Wichtigkeit blasenden Kegelbruder zusehen, ohne in Gelächter ausbrechen zu dürfen.
Ja, Du hast gut für Dich gesorgt!
Und Du hast es weit damit gebracht. Weiter jedenfalls als die Meisten. Keine Aufgabe war zu schwer, daß Du nicht einen Weg gefunden hättest, Dich auf die nächste, leichtere zu stürzen, weniger voll Eifer als mit von Wichtigkeit bebender Präsentation. Allfällige Wellness nicht zu vergessen.
Bei aller Beeinträchtigung durch Arbeit schafftest Du es doch, einen Energie ziehenden Besitz zu verwalten und instand zu halten. Auch außerhalb des Hoftors waren Kräfte gefordert. Vereinslust, Speis und Trunk, Lokalwichtigkeiten der Neugier und der Schnäppchenwelt.
Was ist dagegen zu sagen, daß einer seinen Vorteil sucht? Auch andere verkaufen das Wohl der Allgemeinheit. Und wichtig ist doch, ernste Miene zu gemütlichem Flop bereitzuhalten. Und der Bravheit den Vortritt vor der Sache einzuräumen.
Behäbigkeit vor Fähigkeit. Viel Freude hinterm Hoftor. Allzu Viele werden nicht  anklopfen.

29.9.16 Back in Alzey
Winzerfest  2016
Gefühle
Erinnerung light, Vertrautheit na ja. Hier erlitt ich die Niederlage meines Lebens. Ich hatte mich vor das Gesetz gestellt. Wir wurden geschlagen. Was schlimmer war: das verdruckste Wegsehen der braven Bürger. Von der Presse der Hofberichterstattung hatte ich nichts anderes erwartet. Aber auf die Bürger hatte ich schon gehofft. Am Besten: Das Vergessen fortsetzen.
Figuren
Der Schmarotzer, der als seine Chance  gekommen war, die Zunge des Intriganten herausstreckte. Er setzt sein Faulenzerleben fort, ohne etwas zu merken. Wenn er dereinst gestorben ist, wird die Welt es am Aufatmen seiner Umgebung bemerken, auch an dem seiner Lieben.
Auch seine Hinterlassenschaft, eine verlöschende Spur im Sand.
Die Primadonna, von keinem erstaunten Ruf mehr gestört (Aber, der hat ja gar keine Kleider an!).
Der zwanghafte Erfüller, dessen Macht über die Mächtigen Du zu gering einschätztest. Er lacht nicht, hält weiter seine Spinnenfäden fest.
Der Schlappsack, der gemütlich Weck, Wurst und Wein aus dem Trog entnimmt und den Deckel der Unzufriedenheit mit seinem auf diese Weise anwachsenden Gewicht unten hält.
Die scheinheiligen Feiglinge und besonders Feiglinginnen, die trotz meiner ironischen Blicke nicht aufhören konnten, Bedauern zu heucheln.
Die politischen Taktierer, die wieder einmal mehr Duckmäusertum an den Tag legten als der abhängigste Beamte. Ihr dadurch erworbener Erfolg ist Zugehörigkeit zu einer Elite der Feigheit, die sie für immer vom Vertrauen ausschließt. Zerstörung der maßgebenden Grundlage der Republik. Das verläßliche Wort..
Die verbitterten Getreuen. Ich bitte Euch, weiter zu machen. Die Republik wird immer wieder einmal geschlagen. Haltet Euch bereit, sie wieder aufzurichten.
Die Optimisten. Noch nicht auf Herz und Wendigkeit geprüft. Ich hoffe das Beste.
Der Mann, der Freundschaft an Herrschaft verriet. Was hat er an Glück davon? Menschen unter sich sehen? Was ist das Glück daran?

6.11.16 Sonntagsessen Spundekäs und Dibbelappe
So in der Zeit online von heute.
Man muß es hören.
Und sehen, wie sehr Region zu Provinz wurde. Der "Rumpfbericht 2014" Prüfungsbericht über eine verhinderte Prüfung der Kreisverwaltung Alzey-Worms ist bis heute nicht veröffentlicht.  Auch nicht der nach meinem Ausscheiden gefertigte Bericht über das gleiche Jahr mit Okay des Kreistags ohne Erwähnung von Bauangelegenheiten und -wenigstens- leichter Kritik von Währungskreditangelegenheiten durch die CDU.
Die grünen Retter der Republik, die nun selbst an der Macht beteiligt sind, haben sich freundlich zurück gehalten.
Bald jedoch sind sie wieder zu sehen: Kinder mit leuchtenden Laternen, lustige Literaten, liebe Gefährten. Die Zufriedenheit erreicht ungeahnte Tiefen.
Die Backes-Kartoffel ruft.

3.1.17 Neue Kleider, zart gewebt
Unerklärliche Beschaffenheit von des Kaisers neuen Kleidern.
In der Prüfung für die Jahresrechnung 2015 ist von einer Ausnahme abgesehen keine Prüfung von Baumaßnahmen, Abteilungen oder Sachgebieten dokumentiert.
Warum auch?
Als ich mich 2016 bei einem sonst durchaus kritischen Grünen über die Entmachtung der Rechnungsprüfung beklage, meint er, ich solle mir das Leben doch nicht so schwer machen...
Ein wendiger Helfer der Herrschaft erklärte mir einst, ihm sei wichtiger - als die Leitung des Prüfungsamts zu übernehmen - seinen Abdruck in der Verwaltung zu hinterlassen. Meinte er das damit, eine  sozusagen hinterlüftete Fassade?
Falls der Tempel Republik einst im Sand der Ewigkeit versinkt:
Werden die Archäologen dann über den Sinn der Ruine rätseln oder eher über die Wichtigkeit irgendwelcher grauen Herren, die die Zerstörung mit großer baulicher Geste begleiteten?
3.1.17

6.1.17 Entwicklungslinien
Nach Brandt kam Schmidt,
   Nach Rein kam Schrader,
Nach Schmidt kam Schröder,
  Nach Schrader kam Görisch.
Von der Sozialdemokratie als Organisation von Freunden
über preußische Ordnung
zur doppelten Buchführung.
Oder, politisch gesprochen:
vom Kader
über das Macht-Management
zum Management.
Die alte Misere.
Von Kennedy zu Nixon. Was sonst als Trump ist da noch zu erwarten?

8.3.17 Besuch einer Flüchtlingsunterkunft

Eine neue Welt ist im Entstehen.
Gebt ihr das Beste, was Ihr hattet.

Es ist nicht die Mundart noch die Maschine.
Es ist nicht die reine oder besondere Gesinnung.

Es ist die Republik.
Es ist nicht die Antwort, sondern das was nach aller Antwort kommt: die Frage.

11.3.17 Freundschaft 2
Die menschliche Gemeinschaft der Freundschaft des Vorteils opfern.