Dienstag, 15.
November 2011
Nietzsche
Das Problem Freiheit
Gott ist tot. Soll sich die Sonne also um Friedrich Nietzsche drehen. Hallo!
Ich bin sterblich.- Was soll ich mit Ratschlägen für gelangweilte Unsterbliche?
Was dem Philosophen Parerga und Paralipomena sind, ist Nietzsche die
Hauptsache. Umwertung der Werte. Talmi zu Gold: was Unwert war wird dem Willosophen
Wert.
Ein Alleinunterhalter auf der Kleinkunstbühne der verlassenen Philosophie.
Dabei weniger Schauspieler, eher Beleuchter, der uns die Welt in einem
interessanten Licht zeigt, wie Wagner es mit Musikschmier tut. Den Dichter der
Welt, das Ich und Du, würde er gerne tot sehen.
Ich stehe eher auf Sokrates: Die Welt des Wollens ist mir Westkurve: laut,
brutal, tierisch gut drauf. Ich will verstehn (das Forschungsmotiv der Hannah
Arendt), nicht beurteilen. Das kommt von alleine...
Fühllose Freiheit kann temperamentsbedingt kaum mit Musikgemüt Wagner noch mit
Leiden-und-Mitleiden-Schopenhauer. Umgekehrt erkennen sie in ihm den
oberflächlichen und kalten Chaoten.
Es ist mir schwierig, Animositäten aufrecht zu erhalten, wo Freunde sich
freuen. So hat Richard mich für Klassik- und Katzenfreunde gezähmt, der Pfarrer
R für Gott, der Brieffreund W für Theleweit und nun macht der Flaneur durch die
Geisteswissenschaften S (nicht Sl) meinen Hass gegen Nietzsche stumpf. Viel
mehr Freundschaften kann ich mir nicht erlauben, wenn ich erkennbar bleiben
will.
Bis auf den Respekt vor dem Recht Freiheit trennt mich inzwischen fast alles
von Nietzsche. Bis 30 reizten mich noch seine bunten Wortbildungen, ab dann
lernte ich unterscheiden mit Karl Kraus: die verblödende Wirkung des
Malerischen und Musikalischen am Wort von seiner dichterischen Belebung.
Ich lebe mein Leben frei, nach seiner Devise, aber meine Sehnsucht geht auch
auf Menschen: Als Sehnsucht nach Liebe und Freundschaft. Und auch Mitleid hat
Wirkung bei mir, sowie, leider auch Bosheit. Ich spüre es weder als fremde noch
als unerwünschte Kraft. Sie alle, die er als Ketten empfindet, fühle ich als zu
mir gehörige Freiheiten. Bin ich auch nicht die Bewegung, so ist es doch Ich,
was sich hier in Bewegung zeigt und - fühlt.
Was bildet er sich auf seine Einsamkeit ein? Wie oft hört man diese gelangweilt
klingende Klage!- Hat er denn einen Wert außer der Freiheit, um dessen Verlust
er klagen könnte? Eine Liebe, nach der er sich nicht einmal sehnt - legt sie
das Ich doch in Fesseln -, wie könnte er die Weite und die Tiefe des Schmerzes
erfahren, kennen, den er als ein Irgendwie von Einsamkeit nennt?
Ich sitze hier am Rand
eines Arbeitslebens, von dem aus ich mit immer größerer Geschwindigkeit der
Zeit ins Alter geschoben werde. Was kann mir einer sagen, um mir oder meinem
Willen eine Richtung zu geben? Kommt mir schon frech vor. Denn ich bin frei in
einer freien Republik, er schimpfte aus dem Willen eines Ruhmlosen zur
Herrschaft heraus.
Im Schaufenster eines Antiquitätenladens,
der selbst recht alt aussieht, sehe ich die Ölbilder eines provinzweit
bekannten Heimat- und Establishment-Malers um 1900. Er nimmt seine Grün, Grau-
und Brauntöne sehr ernst. Er malt versunken ins Motiv. Natürlich kommt er nicht
gegen eine gute Farbfotografie an, und auch seine heimlichen
Verfremdungs-Effekte sind locker von einem PC-Pinsel zu übertreffen. Aber es
ist nicht nur die Spur, sondern die Komposition einer selbst -und wie anders
als von Sehnsucht- bewegten Seele. Aber Abends sehe ich in die tausend
verschiedenen Blätter meines Apfelbaumes hundertgrün. Was ist wahr? Was ist
schön? Immer schöner, keine Antwort zu wissen.
Was soll ich mit 60 noch einmal in Nietzsche hinein schauen, der in einem Alter
starb, in dem ich die Wehmut,
Ernüchterungen und den Beginn der Knochenmühle Alter noch nicht ahnte. In dem
mir auch die Lust an dem verloren ging, von dem N so begeistert ist: Egomanie.
Ich will ja immer weniger wollen, immer eher wissen.
Vom Wissenwollen habe ich aber schon viel bei Schopenhauer, Hannah Arendt und
Sokrates bekommen. Philosophie interessiert mich daher ebenso wie Religion vor
Allem, wo sie die sich einstellende Selbstgefälligkeit stören, wie es die
Begegnung mit meinem Elias Richard Weber und einem geheimen Freund vom
Zweifel erreichten und erreichen. Gut zu wissen und zu erfahren, dass es auch
noch Männer von Geist und Sensitivität und Zweifel -auch am Zweifel- gibt.
Der größte Teil ist
Willenserklärung, der kleinste Suche nach Wahrheit. Wo das Bekenntnis beginnt,
endet die Philosophie. So bei Kant, der an dem Punkt, wo die Gewißheit gleich
Nichts ist, Gott "setzt", nämlich ohne Wissen glaubt. Sein Übersetzer
Schopenhauer endet mit der Erklärung, dass das, was die Welt wohl ist, am
Besten als Willen zum Leben zu begreifen sei. Sein -unphilosophisches-
Bekenntnis geht auf Buddhismus hinaus: Wille sei Leiden und am Besten wäre es,
Leben überhaupt zu vermeiden. Das Christen- und das Judentum erscheinen ihm
wegen einer optimistischen Tendenz verächtlich. Verachtung? Das gefällt dem
schimpfenden Egomanen Nietzsche, der nach dem Ende der Philosophie naturgemäß
nichts Neues an Weisheit beizutragen hat, sieht man von den Lebensweisheiten
einmal ab, die nach Schopenhauer ja so zahlreich sind wie Brombeeren im Herbst.
Er nun entscheidet sich mehr für die optimistische Betrachtung des Lebens, um
so seinerseits die Pessimisten, Christen, Juden, Buddhisten und Schopenhauer
beschimpfen zu können.
Aber wie kann ein Philosoph des Willens, des Handelns glauben, dass die
Menschen in Jahrhunderten angestrengten Nachdenkens, Fühlens und Handelns nicht
schon herausgefunden haben, welchen Wert Freiheit hat?
Dass nämlich Freiheit im
Fall ihrer Herrschaft zur Willkür von Herrschaft und
zur Vernichtung drängt. Gibt es eine größere Freiheit als die, Freiheit und
Leben des Mitmenschen zu vernichten? Dass Freiheit also nur Freiheit auch von
Herrschaft sein kann, wenn sie die Freiheit des Anderen als gleichwertig
voraussetzt und auch den Wert des Anderen als einen brüderlichen achtet.
Die Wut des Nietzsche gegen die Würde ist
naturbedingt: Im Begriff der Würde der Person sind neben der Freiheit auch die
beiden Werte Gleichheit und Solidarität mitgedacht, die dem Philosophen der
Willkür so schwer in den Arm fallen.
Etwas hat er mit Marx gemeinsam. Den
Wunsch, die Philosophie umzuwenden, die Werte umzuwerten, eigentlich: Philosophie,
nämlich Liebe zur Wahrheit, in Lust an Willen und Macht zu verwandeln. Was
wissen denn diese Spaaßphilosophen (nach Schopenhauer) denn, was wollen sie
wissen? Auf jeden Fall nicht die ganze Wahrheit ! Nur, was nützt, interessiert
gleichermaßen den platten Materialisten wie den platten Voluntaristen. Hatte
sich die Philosophie unter Kant und Schopenhauer von der Religion befreit,
deren Magd sie gewesen war, wird sie nun Sklave von Ego und Klassen-Ego, Hure
aller Weltbilder.
Ist die Entfernung zwischen dem
Ideologen der Gemeinschaft und dem Weltbildmaler der Freiheit denn größer als
die zwischen den Beiden und dem Philosophen, dessen Frage doch nach dem Sinn
hinter Allem geht, der Wahrheit in Allem und mir?
Nur wenige Geister der Ausnahme hatten in
früheren Zeiten die Gelegenheit, eine philosophische Haltung zu entwickeln.
Nietzsche kam gar nicht in das Alter, in dem Philosophie nicht mehr Mittel
irgendeines Glücks, sondern bloß Interesse am Wissen hinter allem Wissen ist.
Karl Marx kam durch den Erfolg seines Glücksmodells nicht mehr dazu, sich
weiter zu interessieren.
Ich will wissen. Das war der Inhalt eines
anhand der grausigen Menschenmöglichkeit ins Fragen gestürzte Lebens: Hannah
Arendt.
Heute im Zeitalter von Glatzen, Tribals,
Rottweilern und der Mafia als Familenmodell wächst das Interesse an egomanen
Ausrufungen der Willkür wieder. Nietzsche wird wieder interessant, Hamsun!
Welchen Jux kann man sich auch aus einem Leben der Vernunft oder des Blues
machen? Das Ich-Ich! des Nietzsche ist doch der philosophische
Kulminationspunkt einer Gesellschaft von Synchron-Grillern und
Superstars.(P.S.2022: Und schau an: das "Wir zuerst" des
Mussolini-Fans Trump!)
Als ich auf dem Weg zum Brötchenholen mir
meines Alters gewiß werde, mir all die Weisheiten vergegenwärtige, die man mir
eben wegen meines Alters zum Lesen empfiehlt, denke ich: muß ich mich noch
einmal ernsthaft mit dem Verräter an der Philosophie und Hypochonder des Ego
befassen, der einen ganz besonderen Lebensentwurf aus sich ziehen mußte, wie es
für gewöhnlich zwischen 30 und 40 geschieht, der eine wesentliche Wahnvorlage
für das Hitlerprojekt und ein Lustbrevier für Faschisten lieferte?
Ach ja, Mussolini!? Die schwarzen Fahnen
der Anarchie und die schwarzen Hemden der faschistischen Killertrupps. Wie
kommt der Anarchist Mussolini zum Faschismus? Wie die Freiheit ins Mittelalter:
wer ist freier als der Herrscher im Mittelalter? Und wo sind Volk und Knecht
zufriedener als dort, wo Dein Platz mit Ketten und Rosenkranz gesichert ist?
Aus dem Garten singt die
Amsel:"Freiheit!" Die Katze wischt sich den blutigen Mund und
schnurrt: "Ja, sie hat Geschmack!"
Von der Republik aus ist der Weg in die
Welt Nietzsches nicht viel kürzer als der in die irgendeines philosophierenden
Neandertalers, der noch keinem Cro Magnon begegnet ist. Natürlich ist der
Mensch auch Tier! Aber was ist daran der Bewunderung wert? Er ist Ich! Aber was
ist Du?
Die Liebe hat sich an den spöttischen
Sprüchen des Ego-Shooters in einem Vulkanausbruch von Einsamkeit gerächt. Was
kann ein frei und in gleichem Recht geborener, eingebunden in eine solidarische
Gemeinschaft, von einem nach Ruhm und Herrschaft kratzenden Professor lernen,
der an Wagner das Verblödende, Musikalische liebt und nicht einmal so viel
Freiheit der Vernunft aufbringt, den Beifall von Rassisten zu scheuen.
Und wie primitiv der Einwand gegen Gott!
Ist er schon nicht in den Konzentrationslagern der "gottgläubigen"
Menschenhasser gestorben, wie sollte ihn das Wort eines ins Nichts erigierten
Willens treffen? Gott ist doch nichts als ein hilfloses Wort für das nicht
erkennbare Ding an sich, bis zu dem -und nicht weiter- das geringe Wissen der
Philosophie mit Kant vordringen konnte.
Wieviel Mut gehörte im Zeitalter des
schwindenden Glaubens dazu, einen längst harmlosen, längst aufgegebenen Begriff
in der Geste des Märtyrers zu zerreißen?
In einem in glühender Hitze liegenden Feld
stechen arme rumänische und Roma-Frauen Spargel für die Guormetlutscher am
Synchron-Grill. Vielleicht fällt einem von den Genießern etwas von Nietzsche
dazu ein. Etwas Umwertung der Werte, oder Wille zur Macht? Natürlich nicht von
Menschen, die der Herrschaft zu dienen bestimmt sind. Vielleicht etwas von
freier Gestaltung des Lebens, etwa von Spargelatoren? Wer soll hier Dichter
seines Lebens sein, wo Not und Vertrag nicht einmal Zeit für eine
Frühstückspause lassen? Das wäre doch Allzu-Nietzsche.
Der alte Witz hat etwas Wahres: "Was
Gott!? Nietzsche ist tot!-"
Was wäre schlimmer?
Sokrates zu Nietzsche
Unter meinem Apfelbaum
hör den Nietzsche wüten:
"Freiheit" ruft der König Brüll,
streut verblühte Blüten.
Ich bin es, der mein Leben fragt,
wer wagt es mir zu raten!?
Welche von seinen Haßtiraden
hilft mir, wenn mein Tod einst tagt?
Wo Wut und Wille in die
Werte schlägt,
nicht Schmerz noch Trauer sich im Ehrgeiz
regt,
wo schillernd starke Worte wehn
Herz und Verstand sich nur um Wollen drehn
will ich (mit Hannah A.) -
verstehn.
Schopenhauer zu Nietzsche
Was kann einen Menschen
so gegen Mitleid aufbringen? Seltsamer Thersites, der "Freiheit" ruft
und "Herrschaft" zugleich.-
Nun auch ich befürchte, dass bei
Heraufkunft der Republik das wohlgeordnete Gefüge der feudalen (heute sagt man
wohl "faschistischen") Ordnung des Terrors abgelöst wird, wie wir
doch in Frankreich gesehen haben. Ein Dschungelbewohner ruft nach der
Herrschaft der Bestie... Das ist doch: dem Menschlichen das Unmenschliche
entgegen setzen! Spaaßphilosophie!-
Wäre er Philosoph, so wüßte er aus meiner
Preisschrift davon, dass das Pendant zum Mitleiden nicht der kollernde Egoismus
ist, sondern die Lust am Bösen, Schadenfreude.
Gewiß, der Mensch ist Fabrikwaare der Natur
und muß durch eine starke Ordnung gebändigt werden. Aber der Sinn des Lebens,
das "Was" daran, ist eben nicht das Streben nach Macht, sondern nach
meiner Entdeckung dumpfes Wollen, Wille zum Leben überhaupt, und das ganz und
gar. Und auf der anderen Seite der Münze ganz und gar vom Willen freie
Erkenntnis. Wie kann Einer so unverschämt sein, nach meiner Entdeckung des
Willens zum Leben als dem, was Leben "an sich selbst" ist, diesen
umfassenden Begriff auf einen seiner Aspekte zu strammieren und aus dem
Philosophieren ein Moralprotzen und Unmoralprotzen zu machen wie in den
unseligen Zeiten vor Kant oder Sokrates, als der Mensch noch unter gewölbter
Stirn und grunzend ins Feuer blickte.
Und wer noch nicht genug hat, dem
sagt Nietzsche ein besonders schmutziges Bröckchen Willen aus seinen
Schriften als Schimpfwort: "Polnische Juden"
KW 15.5.2011
1.Mai 2011 Gleichheit
Von der Gleichwertigkeit der Person zur gleichen
Entlohnung. Wer will das noch? Das denke ich vom Standpunkt eines nach Oben
Gelangten aus.
Und bin überrascht von der Begeisterung der alevitischen Familien zum 1. Mai.
Hier gibt es ja Hoffnung! Hier geht es noch um gerechte Teilhabe.
Wie war das damals? Wie war das vor dem Abstieg vom gleichen Lohn zum gerechten
und vom gerechten Lohn zur Leistungszulage, zur Spaltung der Beschäftigten in
Privilegierte und Underdogs? Das Bewusstsein ging doch auf eine gleichmäßige
Eroberung eines größeren Teils am gesellschaftlichen Wohlstand.
Mit der Liebe und dem Familienglück setzte sich der von Adam Smith, Karl Marx
und Friedrich Nietzsche gleichermaßen anerkannte Egoismus und Familienegoismus
gegen das christlich-anarchistische Solidaritätsgefühl durch. Die Partei wurde
vom Organisationsinstrument von Ideen zur Beförderungseinrichtung von
Funktionären und zur Versorgungsanstalt von Freundes- und endlich
Familien-Clans. Wir ließen es uns nicht immer ungern gefallen. Kamen doch auch
wir weiter.
So stehen wir wieder am Beginn der 60er Jahre mit dem Bewusstsein
privilegierter falscher 50er. Noch wartet die Jugend geduldig bis besoffen an
den Party-Stränden des all-inclusive. Es ist eine Frage der Zeit, bis sie
unsere schönen Einkaufspassagen, unsere schläfrigen Kultur- und Gedenkparks,
unsere gähnenden Gedankenarchitekturen einreißen.
Auch wir haben den gerechten Staat nicht mehr ernsthaft gewollt. Es geht eher
um Polizeischutz für Privilegien. Der 1. Mai ist uns eine Bußpredigt. Was
werden sie damit machen?
Musik quillt auf. Begeisterung bei den alevitischen Genossen. Hoffentlich kein
Lied auf Väterchen Stalin! Es klingt begeistert. Wie etwas von Freiheit,
Gleichheit und Solidarität, von frei Geborenen.
Klaus Wachowski 01.05.11
Karfreitag 2011
Der Flieder duftet. Die Bienen summen. Und darüber
zwitschert es fröhlich. Die Nachbarn kommen in die Gärten. Ich glaube nicht,
dass sie, wir heute Jesus ermorden könnten.
Und doch geschieht es jeden Tag an jedem Ort, in jedem
Kinder- und Seniorenzimmer.
Laß die Blüten fallen, Quittenbaum! Sie sollen es nicht
glauben können.
Wenn mit der Geburt die Freiheit eintritt, wie Hannah Arendt
sagt, verläßt sie uns auch wieder mit dem Tod. Bethlehem und Golgatha.
Aber auch Not und Notwendigkeit kommen mit der Geburt, enden
im Tod.
Und der Hauptmann, der sah, daß er mit solchem Geschrei
verschied, sagte: "Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen."
(Markus)
Nietzsche haßt diese Geschichte, weil er die Freiheit unter
der Moral leiden sieht. Ich liebe sie, weil sie mir die Freude an den Menschen
bewahrt. Nietzsche ist ja nicht besonders philosophisch, wo er seine Wut an
seinem Lehrer Schopenhauer ausläßt. Dort war Leiden und Mitleiden, wenn auch
ins Pessimistische, Buddhistische interpretiert. Dieser wollte fröhlich -
herrschen. Schopenhauer hätte dem Willosophen einiges an Menschlichkeit zu
sagen gehabt.
Mir gefällt der Christengott in seiner ohnmächtigen
Sympathie gegenüber den Menschen besser selbst als ein Buddha, der ihm rät,
lieber doch nicht zu leben.
Ja: mit der Lust kaufe ich den Schmerz ein, mit der Liebe
den Verlust der Liebe, mit der Freiheit die Einsamkeit. Mit der Freude am
Menschen kaufe ich die Enttäuschung durch Menschen ein. Nun: Glaube, Liebe,
Hoffnung -auch ohne Gott-: was hält uns sonst am Leben?
Die Alternative ist Leere. Im Schmerz von Leben und Liebe
mag man sie vorziehen. Ansonsten muß man schon ziemlich leblos und lustlos
sein, das Geschenk des Sonnenstrahls, des Flieder, des Gesangs der Vögel am
Morgen zu verzichten, als sei es Zeit ins Bett zu gehen.Und das gilt so wohl
auch im Markgräflerland, mit und ohne Sychrongrill des Johann Lafer.
24.04.11
Klaus Wachowski
Der Tod aus dem Rachen des Bösen
Wer hat schon Angst vor dem
nicht-sein!-
Aber, wem Liebe widerfuhr, der hat wohl Angst vor dem nicht mehr bei Dir sein.
Von daher bekommt der bore-dumme Ausspruch eines Terroristen:
"Ihr habt Angst um Euer Leben;
wir keine vor dem Tod."
diese unmenschliche und natürlich fern von Gott brüllende Dimension.
Und auch der Buddhismus hat da nicht begriffen.
Ich aber höre all die Angst des Menschen in dem Schrei:
"...Warum hast Du mich verlassen!?"
26.3.2011