"Mit Herzblut schrieb er
sein Gedicht.
Man druckt es
nicht, man liest es nicht.
Dieser Vers Wedekinds über den
armen Dichter steigt in mir auf, als ich in einem Supermarkt-Betrieb einen
afrikanischen Gott hängen sehe. Aus Herzblut geschnitzt, mit freudigem Glauben
an die Wirkung verkauft, hängt das Bildnis im schmatzenden Wohlbehagen der
Krokettenfresser."
ca 1983
Krokettenfresser bin ich nun selber. Die starke Entwertung in dem
Wortteil -"fresser" ist mir heute zuwider. Ich glaube, daß ich damals
gerne Feindbilder von moralischen Größen übernommen habe. Pasolini war links,
kritisch und autonom. Selbständiges Denken, das begeisterte.
Oder war da nicht auch
noch ein Rest von dem: der Schimpanse der vor dem auf die Blechbüchse
schlagenden Schimpansen in die Knie sinkt? Pasolini schlug keine Blechbüchse,
er hatte die Kombination von Vernunft, Verstand und Sensibilität, die heute
sehr selten bis ins Feuilleton vordringt. Aber was war mit gewissen Teilen
meiner Begeisterung?
Da war auch ein Bedürfnis, sich gegen die Rundum-
Übereinstimmung zu wehren, ich zu bleiben und doch Teil zu sein einer (zu den
Menschen) guten und gerechten Welt, in der auch der Fernste Freund ist.
Kluge
Einsicht, daß die Welt nicht so ist. –
Aber: Ist
sie denn so, wie der Spießer es an die Wand seines Büros hängt? Gewiß
nicht! Sie enthält wohl beides als Möglichkeit.
Der afrikanische Gott findet doch vielleicht einen ihn betrachtenden
sehnsüchtigen Kopf, die Krokette ihren Fernsehkoch...
Auch
heute versuche ich, im Werk selbst den Mann, die Frau zu sehen. Ihre Sehnsucht
zu erkennen. Es gelingt nicht immer, ist aber eine hilfreiche Übung gegen
Depression. Danach schmecken die Kroketten besser, Klaus...
23.2.17
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