Dienstag, 17. September 2019

Astronauten 2004

Astronauten

„Die Leere des Geschehenen und die beunruhigende Unsicherheit des Nichtgeschehenen als ständige Wiederholung." Dazai Osamu „Sadu" (ostasiatische Hefte Nr 35) mit Bezug auf Jakob Wassermann.

Auf der Umlaufbahn zu weit hinaus geschleudert in die Einsamkeit.

Der japanische Dichter findet nicht zurück. Er stürzt sich aus der Höhe der Vorzeit in das Meer von pechschwarzer Tusche. Ein Schneewehen aus den Buchstaben seiner gefrorenen Sehnsucht wirbelt hinaus in die Nacht.

Hans stellt die Lidl-Tüte ab, um einen Schluck schmerzloses Vergessen zu sich zu nehmen. Er sieht die Erde, um die sich der Mond dreht, dieses faule Versprechen. Verbrannt von der Berührung der Menschen, ausgebrannt von wütenden Verteidigungskämpfen und ins Leere flackernden Leidenschaften, tastet er in der Asche nach einer Schlafstatt.

Das Kind des Rabbi schließt den Deckel über dem Buch von Auschwitz. Die Empörung hat ihre Stimme verloren.

Aus den Falten und Rissen in der Haut eines in die Wüste ausgelaufenen Lebens starren die unauslöschlichen Blicke der in die ätzenden Wasser der Interpretationen gedruckten Anklagen all dieser. All Dieser.

Aber der Wind lacht und lacht.

Da ruft es aus den unter der Kruste leuchtenden Gottesfunken der Chassidim, aus den Reflexen über den Schaumkronen des Meeres, aus der Glut unter der Asche einer Mülltonne: Du.- Sei mein Zeuge.

Halte fest an mir. Höre und sage es weiter und weiter.
Begleite mich - von feme. So sei mir nah.

Aus dem Lachen eines neu geborenen Tages,
eines neugeborenen Herzens.

1/2004

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