Donnerstag, 2. April 2020

pinke Giraffen aus 2009

Verwirrungen


Aus meiner Einsamkeit sehne ich mich hinter den Horizont, der Deinen zu begegnen.
Die Schmerzen der Liebe, die Desintegrationen der Einsamkeit. So trennen sich schließlich auch die Leiden. Es bleibt die Hoffnung auf die Zeit.

*

Dunkel sind die Augen von Abschied. 
All die tätigen Tätigen, wie beneide ich sie plötzlich um ihre Not! Schwatzen höre ich die Schwatzenden. Mein Schweigen ist lauter.
Der Bach plätschert fern aus der Zeit. 
*
Ich hole den Tee aus dem Schrank und bekomme einen Stich. Es war eine der letzten Handlungen, bevor Du gingst. Die Liebe hat etwas Romantisches. Sie ist wie ein Märchen, dunkel und hell. Wie das Leben in einem Tropfen Augenblick.
There is fiction in the space between You and me, singt Tracy Chapman.
*
"There is friction in the space between", schrieb ich vor einem Jahr mit Bezug auf das gleiche Lied. Waren damals schon Einsamkeit und Liebe das Thema?

"Pinke Giraffe vor dem Horizont".

Ich lese nach: „Welches sind Deine Träume, und: bleibst Du jetzt für immer bei mir? Ich erwache aus einer sommerlichen Ermüdung in einem geschäftigen Herbst. 
Blau tagt der Tag. Die Blätter zittern im Wort des Windes Ewigkeit. Die Einmaligkeit des Lebens singt im Ratschen der Rollläden, im Schimpfen  der  Amsel, im Aufprall des faulen Apfels, im Brausen der Autos und in der Erlösung der in mich einströmenden Luft.

Damals sagte das Licht zu mir: Geh in das Leben: Es ist schön. Ich glaubte, gemeint sei Zukunft. 

Ich sehe den 11. September. 

Im Schrecken des Menschen vergehen Wert und Welt. Die Lichtstreifen im Himmel drehen sich ineinander. Aus dem Wald schimmert die grüne Höhle Deiner verborgenen Wünsche. Von den Baumwipfeln senkt sich der Frieden aus Giraffenaugen. Golden glitzert es auf dem rosa Leib. 

Dann, Hänsel und Gretel, geht in die Landschaft hinaus. Am Fluß wartet der sanfte Elefant auf die Elenden der Welt. Und Jesus bricht das Brot, Rosa Luxemburg streichelt den blutenden Ochsen. 

Eine Mutter fährt ihr Spielzeugkind zur Schule. Das wird mal ein guter Roboter. Ein Hund bellt aus dem Haß eines Herrenmenschen.

Der Elefant macht einen Paradigmenwechsel, ein Kanzler greift ins Hack mit Zwiebel und macht wieder in 68. All diese Betriebswirtschaftsnudeln: Vom Schreibaby zur Bollywood-Schachtel.

Ich liebe pinke Giraffen und ihre Freunde in Barbie-Grün. Sie studieren Sozialarbeit und aus ihren Handtaschen lächelt verschmitzte Betriebswirtschaft. Mit 40 bricht plötzlich das Ich aus, die Ganzkörperrasur und das Lesen von Romanen. Ferne Welten, ersehnte Lieben unterm Bogen einer rosa Giraffe.

Ein Rudel  Spielzeugkinder hüpft vorbei. Großeltern träumen unzutreffendes Glück der Erinnerung. Der Kaffee löscht Bitterkeit in süßer Bitternis. Feucht glänzt in der Sonne eine Unterlippe pink. Welches waren die Küsse?
*

Oozabfd iis! -, es kracht wie Knochen. Der Himmel bekommt einen fürchterlichen Riß im Display.

Die Heimat der Götter versinkt in einem Lichtermeer. Eva in der Wanne vom goldenen Wasserhahn spürt das Einströmen der Reiselust ins Rentenalter, als ein Post-68er Trockenstraus auf dem vergessenen Barocktischchen einer Liebe auf den ersten Blick. Die pinke Giraffe beugt sich vom Horizont herab, Dich zu erlösen.
Alles wird gut: Gott schlägt Boris Becker im Dritten Satz. Deutlich ist sein Faltenhals zu erkennen. Yasunari Lagerfeld kommt wieder. Das Verfassungsgericht sagt okay zum Pferdezopf eines Polizisten.

*
Der Schlagersänger bemerkt, dass der Weg zum Regenbogen durch das Tal der Einsamkeit führt. Er bietet der öfters weniger Schönen Bier und Wein auf dem Sofa. Sie hat natürlich gemerkt, dass er auf einen vergrabenen Goldtopf spekuliert. Er soll dafür von der Einsamkeit Meer verschlungen werden. Sie läßt sich sein Schmeicheln und Streicheln gern gefallen und schickt ihn, bevor er sich in weichen Pfühlen beweisen muß, zurück in die Hitparade.

Die pinke Giraffe hat einen 3-Tage Bart. Und ich frage mich mit Virginia: Gibt es Geschichten? Hinter den Wolken das Antlitz der Barbie- Schwester. Und hinter ihren Flügeln plötzlich der Elefant.  

Die rosa Giraffe beugt ihren Kopf herab in Deine Tränen, meine kleine Schwester vom Rand der Wüste, die kein Medikament rettet, weil der Forscher in die Abrechnung statt ins Mikroskop guckt.

An den Blättern zeigen sich erste Verfärbungen. Rot. Rot blühen die Rosen am Strauch. Rosa wiegen sich die feinen Blüten der Mimosa. In den Grüßen der Menschen liegt wieder Wahrhaftigkeit. Die Ouse rauscht auf. Aus den Wellen ragt der Kopf einer Giraffe pink. 

*
In der Scheibe des Regenschutzes sehe ich mein gelbliches Gesicht. Wie lange noch? Ich rede am Telefon fern. Von Fehlern und Schuld.

Du bist schon auf dem Weg. Du hörst zu, aber Du sagst auch das Eigene. Froh höre ich in Deiner Stimme Zaghaftigkeit und die Absicht, sie zu überwinden, Sensibilität und den Wunsch, sie Dir nicht nehmen zu lassen. 

Und Du halte weiter fest die andere Sehnsucht nach eigenem Raum für Dich und all die Freien, auf den Wanderungen der Freien. Lass uns das Leben hüpfen sehen unter der Sonne, im Regen und zu den Sternen...

Und wie ist es mit Dir, Suchender? Noch hältst Du das Leben fest an der Drachenschnur. Ich sehe und fühle die Sehnsucht, die Kraft. Ich wünsche Dir die Kraft, loszulassen und ins Vertrauen zu sinken. 
Ich höre das Lachen der Macht. 
Ich atme die Luft der Freiheit. 
Die Liebe berührt meine Sehnsucht. 
Eros aber verschlingt mich. 
An der Schneewand des Yasunari Kawabata erwache ich. Es glitzert von tausend winzigen Stichen aus Reflexen des Sternenlichts. 
Ich nehme Deine Hand und lege sie in die des sanften Elefanten. Dunkel erhebt sich sein Schatten aus Deinem Vertrauen. So gehst Du vor ihm ins Tal. Es duftet nach Blüten, Früchten und einer verborgenen Ecke Kindheit. Kehre zurück in die Sehnsucht vom Ursprung her.

Pinke Giraffen versammeln sich an einer Wasserstelle im Horizont. Eine Herde Elefanten gesellt sich dazu. Friede erhebt sich aus Afrika.
Eine pinke Giraffe für Karl Lagerfeld. Und für – 
Dich.

13.09.08, erneuert 9.9.09, Klaus Wachowski

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